Der Rückkehrer

Immer noch geht es hoch her im Internetforum des THW Kiel. Seit Ende vergangener Woche bekannt wurde, dass Thorsten Storm – aktuell noch Manager bei den Rhein-Neckar-Löwen – spätestens ab 2015 die Geschäfte des Handball-Rekordmeisters führen wird, laufen viele Fans virtuell Sturm. So erklärte Frank Henke, der Vorsitzende des Fanklubs „Schwarz-Weiß“, aus seiner Sicht sei „die Verpflichtung eines Geschäftsführers Thorsten Storm moralisch nicht vertretbar“. Andere Foristen beklagen, der THW sei mit dieser Personalie endgültig „seelenlos“ geworden.

Wer ist dieser Storm, der die Kieler Fanseele so aufwühlt? Ein Mann des Nordens, geboren 1964 in Kellinghusen (Kreis Steinburg), aufgewachsen im nördlichen Nordfriesland. Er war kein Hochbegabter des Handballs, aber er kam als Flügelspieler über die SG Weiche-Handewitt zum THW Kiel.

Größer war sein Ehrgeiz als Mann hinter den Kulissen. In den 1990er Jahren heuerte er als Marketingmann unter dem damaligen Geschäftsführer Uwe Schwenker an. „Theo“ entwickelte die Idee des fabelhaften Maskottchens „Hein Daddel“, er akquirierte und betreute Sponsoren und zeigte großes Talent als Verkäufer. Dennoch wurde er, als er 2002 als Geschäftsführer zur SG Flensburg-Handewitt wechselte, in Kiel als „Praktikant“ verhöhnt – derlei Spottverse halten sich bis heute in Kiel, obwohl Storm mit der SG 2004 Deutscher Meister wurde und drei Pokalsiege feierte.

2007 wechselte er zu den Löwen nach Mannheim. Dass er dort die Insolvenz verhindert hat, als der dänische Mäzen Jesper Nielsen ausstieg, wird als seine größte Leistung betrachtet. Die Löwen, jahrelang als Retortenklub beschimpft, werden inzwischen als Klub respektiert. Dass Storm nun in die Heimat zurückkehrt, ist für die Löwen-Führung ein Schock.

Genauso wie für viele THW-Fans, die vor allem Storms dubiose Rolle im Manipulationsskandal von 2009 nicht vergessen wollen. Sie vermuten Storm hinter jenem Brief, den ein Löwen-Aufsichtsrat damals an Uwe Schwenker sandte, um Aufklärung hinsichtlich der Bestechungsvorwürfe in der Champions League zu fordern. Storm habe, mit den Vorwürfen im Gepäck, den THW um die beiden Stars Nikola Karabatic und Vid Kavticnik erpressen wollen.

Der Zeuge Storm sah im Prozess des Kieler Landgerichts in der Tat schlecht aus. Erkennbar verunsichert, konnte er sich an viele Details plötzlich nicht mehr erinnern. „Das ist Vergangenheit und lange erledigt. Ich blicke immer nach vorne“, sagt Storm heute. Ob auch die Fans vergessen können? Das dürfte sich zur zentralen Frage der Ära Storm entwickeln.  ERIK EGGERS