Hamburgs Ursprung entdeckt – vielleicht

Fast kompletter Befestigungsring unter dem Domplatz entdeckt. Archäologen des Helms-Museums vermuten, die Hammaburg gefunden zu haben, Hamburgs Keimzelle aus dem 9. Jahrhundert. Sicher ist das aber noch nicht

Wenige Tage vor dem Ende der 18-monatigen Ausgrabungen haben Archäologen des Harburger Helms-Museums möglicherweise Reste der legendären Hammaburg entdeckt, die Hamburg den Namen gab. „Nun können wir endlich Klarheit in die verworrene Geschichte bringen“, hofft Museumsdirektor Rainer-Maria Weiss. Bestätigen sich die Vermutungen der Archäologen, wäre die Hammaburg, wie in alten Stadtmodellen dargestellt, eine ringförmige Befestigungsanlage gewesen, die sich um den Domplatz herumzog.

Im Sommer 2005 hatte das 16-köpfige Grabungsteam begonnen, auf dem 1.350 Quadratmeter großen Areal, das bisher als Parkplatz genutzt wurde, nach den Ursprüngen der Stadt zu fahnden. Erst am Nikolaustag voriger Woche fanden die Wissenschaftler, was sie suchten: Einen komplett erhaltenen Siedlungshorizont aus mehreren Lehmschichten, mit Wallanlagen, Brandspuren und Holzresten. „Jetzt haben wir eindeutige Spuren, um zu klären, ob es sich um die Hammaburg handelt“, sagte Grabungsleiter Karsten Kablitz. Durch eine Datierung des Kohlenstoffs im Holz könne er klären, aus welchem Jahrhundert die Siedlungsspuren stammen.

Das Museum nutzte die von 2007 an geplante, aktuell aber wieder in Frage gestellte Neubebauung des Platzes, um das Gelände zu erforschen. Aus schriftlichen Quellen ist bekannt, dass die Burg als Keimzelle Hamburgs vermutlich 817 errichtet und 845 bei einem Überfall der Wikinger zumindest teilweise zerstört wurde.

Bis vor wenigen Wochen konnten die Archäologen aber keine Überreste aus dem 9. Jahrhundert finden. Stattdessen brachten die Ausgrabungen zahlreiche Zeugnisse anderer Epochen zu Tage – von Bombensplittern aus dem Zweiten Weltkrieg bis hin zu einem Werkzeug aus der Jungsteinzeit.

Bei der ersten Ausgrabung 1949 bis 1956 war eine Wallanlage aus dem 10. Jahrhundert entdeckt worden, die so genannte Domburg. Eine Grabung in den 80er Jahren brachte eine Doppelkreisanlage aus dem 8. Jahrhundert zu Tage, also 100 Jahre zu alt. „Wenn wir jetzt Spuren aus dem 9. Jahrhundert finden, wissen wir, hier lag die Hammaburg“, stellte Weiss fest. Bis zur Gewissheit muss der Museumschef aber Geduld aufbringen: Die Untersuchungen der Fundstücke werden einige Monate dauern. DPA