Linkes Hausprojekt vor dem Aus

FRIEDRICHSHAIN Anfang Februar soll die Liebig 14 geräumt werden

Es wird eng für die Bewohner des Hausprojektes in der Liebigstraße 14 in Friedrichshain. Sie haben Anfang der Woche Räumungsbescheide bekommen – für den 2. Februar.

Damit könnte ein langer Kampf um den Erhalt des Hausprojekts mit einer Niederlage enden. Anfang 1990 wurde das Haus besetzt. 1992 gelang es, Mietverträge für insgesamt „neun Wohneinheiten abzuschließen“, schreiben die Bewohner auf ihrem Blog. 1999 änderte sich die Situation, als die Gesellschafter der Lila GbR, Suitbert Beulker und Edwin Thöne, das Haus kauften. Es kam zu einem langen Rechtsstreit zwischen den Parteien: Eine unrechtmäßig eingebaute Tür im Treppenhaus wurde von der Lila GbR bemängelt und führte 2007 zur Kündigung der Mietverträge. Im November 2009 wurde schließlich der letzte Mietvertrag der Liebig 14 vor Gericht für ungültig erklärt.

Bezirk setzte sich ein

Um eine schon damals drohende Räumung zu verhindern, schaltete sich auch der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ein. Mehrere runde Tische blieben jedoch ergebnislos, weil die Eigentümer die Mitarbeit verweigerten.

„Ich finde es sehr bedauerlich, dass sich die Eigentümer entschlossen haben, das Haus räumen zu lassen“, sagte der Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), am Dienstag der taz. Er hatte versucht zu vermitteln – und bot den Eigentümern unter anderem Alternativobjekte an. Auch seine Bemühungen, dass Genossenschaften das Haus kaufen oder den Bewohnern ein anderes Haus zur Verfügung stellen, scheiterten.

Bürgermeister Schulz geht davon aus, dass es vor und bei der Räumung zu breiten Protesten kommen wird. Gerade im Friedrichshainer Nordkiez gäbe es mehrere Hausprojekte wie die Liebig 14, die sich mit ihr solidarisieren werden – ein Stück weit schlicht auch aus Angst, bald das nächste Haus zu sein, das geräumt wird.

Die Liebig 14 ruft auf ihrem Internetblog derweil zu Protestaktionen auf: „Seid kreativ, organisiert Euch und haut auf den Putz!“ Persönlich war jedoch kein Bewohner am Dienstag zu sprechen – ebenso wenig wie die Eigentümer. SIMON POELCHAU