Olympia wäre eine Katastrophe

Wowereit will die Olympia-Bewerbung

JULIANE SCHUMACHER

Hat der Senat eigentlich jedes Gefühl für die Realität in der Stadt verloren? Gerade erst haben die BerlinerInnen bei der Abstimmung über das Tempelhofer Feld gezeigt, dass sie genug haben von überzogenen Großprojekten. Anstatt dass der Senat endlich Verantwortung übernimmt und einen realistischen Vorschlag macht, was mit dem Pannenflughafen BER passieren soll, kündigt Wowereit munter an, Berlin wolle sich für die Olympischen Spiele bewerben.

Abgesehen davon, dass das eine schöne Bauchlandung werden könnte – das deutsche Olympische Komitee hat sich eher zurückhaltend zur Berliner Bewerbung geäußert –, wären die Spiele schlichtweg eine Katastrophe für die Stadt und die meisten BerlinerInnen. Eine Stadt, die mit rasanter Gentrifizierung, knappen Kassen, Armut und einer ganzen Reihe von unfertigen Projekten zu kämpfen hat, sollte die Finger von den Spielen lassen. Sie würden Geld in die Hände von wenigen spielen und Mittel für andere Belange abziehen. Wer wissen will, wie sich das auswirken kann, muss nur nach Athen schauen, wo die Spiele 2004 stattfanden. 4,6 Milliarden sollten sie kosten, geschätzt 20 Milliarden haben sie gekostet. Die Spielstätten stehen heute leer und verfallen. Die Spiele gelten als ein Schritt in die Krise Griechenlands.

Nolympia wartet schon

Immerhin, eine Gruppe könnte doch profitieren, sollte Berlin gegen alle Widerstände doch Chancen auf einen Zuschlag haben: die linke Szene. Bietet doch kaum ein anderes Event einen besseren Anlass, quer durch die Stadt ein breites Bündnis gegen die aktuelle Politik zu schmieden. Nolympia wartet schon.