Tsunami-Gedenken und neue Flut

Anrainerstaaten des Indischen Ozeans erinnern an die Toten von 2004. In Aceh sorgt heftiger Regen für Überschwemmungen. 200.000 sind auf der Flucht

BERLIN taz Zehntausende Überlebende des verheerenden Tsunami vom 26. Dezember 2004 haben gestern in den betroffenen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans der Opfer gedacht. Auf der thailändischen Urlauberinsel Phuket legten Touristen und Einheimische Blumengebinde am Strand nieder und erinnerten an die über 8.000 Toten, die der Tsunami in Thailand gefordert hatte. In Sri Lanka gedachte man mit dem Läuten von Tempelglocken und zwei Schweigeminuten der rund 40.000 Opfer, die auf der Insel ums Leben kamen.

In Aceh, der am stärksten betroffenen Provinz, wo der Tsunami 170.000 Tote gefordert hatte, versammelten sich die Überlebenden in Moscheen und um die vielen Massengräber. „Ich gehe immer zu mehreren Massengräbern und bete“, berichtet die 42-jährige Acehnesin Mariani einem Reporter des lokalen Internetportals Acehkita. „Ich weiß ja nicht, wo sie liegen, mein Mann und meine Kinder.“

Aceh, wo zwei Jahre nach der Katastrophe Zehntausende noch immer in Notunterkünften leben, steht seit Tagen erneut teilweise unter Wasser. Vor allem im dicht besiedelten Osten der Provinz sorgte tagelang andauernder Regen für heftige Überschwemmungen. Der am stärksten betroffene Verwaltungsbezirk Aceh Tamiang soll zu 90 Prozent unter Wasser stehen. Nach offiziellen Angaben ertranken bislang 70 Menschen. Lokale Medien gehen jedoch von mindestens 500 Todesopfern aus. Rund 200.000 Menschen sind auf der Flucht vor den Fluten. Hilfsorganisationen sind zwei Jahre nach dem Tsunami zwar reichlich vor Ort, doch viele Straßen sind überflutet. Es mangelt vor allem an Trinkwasser. Lokale Medien berichten, dass die Betroffenen inzwischen zunehmend unter Durchfallerkrankungen leiden. In Indonesien kommt es nach starken Regenfällen häufiger zu heftigen Überschwemmungen. Umweltschützer sehen die Ursache in der rasanten Abholzung der Regenwälder.

Auch in Indonesiens Nachbarstaat Malaysia sind derzeit bis zu 130.000 Menschen auf der Flucht vor Überschwemmungen. Mindestens acht Menschen kamen bisher in den Fluten ums Leben. ANETT KELLER