Prekäre Gegenwehr

BUCH Martin Kempe gibt „Ermutigungen für den aufrechten Gang im Betrieb“

Er hat die taz mitgegründet, war bis 1989 zehn Jahre lang Redakteur für alles, was sich aus dem Antagonismus von Kapital und Arbeit ergibt. Bis 2007 hat er als Chefredakteur die Mitgliederzeitung ver.di PUBLIK vorangebracht. In seinem neuen Buch „Ermutigungen für den aufrechten Gang im Betrieb“ (Westfälisches Dampfboot, 169 S., 14,90 Euro) gibt Martin Kempe nun denen eine Stimme, die im medialen Grundrauschen von Börsenkursen, Standortlogik und Exportweltmeisterschaft kaum vorkommen: Leiharbeitern, Minijobbern und anderen unsicher Arbeitenden – ein Viertel aller Beschäftigten sind derzeit prekär beschäftigt.

Aber trotz Lohndumpings und Be- und möglichst Verhinderung gewerkschaftlicher Organisierung und gesetzlicher Interessenvertretung sind sie auch in einer zunehmend feindlicher werdenden Arbeitswelt nicht ohnmächtig: nicht alle halten Betriebsfrieden für ein höheres Gut als die eigene Lohntüte.

Kempe lässt Menschen zu Wort kommen, die sich zusammentun, ihre Interessen offensiv vertreten, die Kraft zur Gegenwehr entwickeln: beim Drogeriekonzern, in ostdeutschen Call-Centern, in einer Uniklinik oder beim Auto-Zulieferer. Ein Buch wie eine Taschenlampe, die in die Schattenseite der unsozialen Marktwirtschaft hineinleuchtet. Und in den Kampf um Würde, den es dort auch gibt. GK

■ Di, 25. 1., Geschichtswerkstatt Eimsbüttel, Sillemstraße 79