Privatschulen boomen dank Pisa

Immer mehr Eltern greifen für die Flucht vor staatlichen Schulen tief in die Tasche

BERLIN taz ■ Für die Kleinen werden keine Kosten gescheut. Seit 1992 ist die Zahl der Schüler an Privatschulen um mehr als die Hälfte auf jetzt 873.000 gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt gestern mit. Jeder vierzehnte Schüler besucht somit keine staatliche Schule mehr.

In Deutschland sind Privatschulen meist konfessionelle Schulen. Mehr als die Hälfte werden von kirchlichen Trägern betrieben, so der Verband Deutscher Privatschulen (VDP). Ein weiteres Fünftel seien Waldorfschulen. Der VDP begründet den Privatschulboom mit dem Pisaschock vor fünf Jahren, der viele Eltern verunsichert habe. Privatschulen hatten in dem Schulvergleich etwas besser abgeschnitten als staatliche Schulen.

Experten bezweifeln aber, dass Privatschulen per se die besseren Schulen sind. „Die Leistungen sind im Schnitt nicht besser, wenn man die soziale Herkunft der Schüler berücksichtigt“, sagt Marianne Dammer, Vizevorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). So besuchen laut Statistischem Bundesamt von den ausländischen Schülern nur 3,8 Prozent eine Privatschule, von den deutschen Schülern doppelt so viele.

Für den privaten Unterricht ihrer Kinder greifen die Eltern zum Teil tief in die Tasche. Durchschnittlich 1.800 Euro Schulgeld im Jahr werde an Privatschulen verlangt, so der VDP. An Ganztagsschulen seien die Kosten doppelt so hoch. Doch die Spannweite beim Schulgeld ist enorm. Während konfessionelle Schulen oft keine Gebühr verlangen, können an privaten Eliteinternaten bis zu 30.000 Euro jährlich fällig werden. WOS