Der Todesspritze geht das Gift aus

HINRICHTUNGEN Deutschland, Italien und Großbritannien wollen die Lieferung des Narkosemittels in die USA verhindern. Dort wird die Substanz nicht mehr hergestellt. Ohne Gift müssen Hinrichtungen verschoben werden

BERLIN taz | In Texas läuft im März das Haltbarkeitsdatum ab. In Arizona reichen die Vorräte nur noch für fünf Hinrichtungen. Die Rede ist von Natrium-Thiopental, einem kaum mehr gebräuchlichen Narkosemittel: Es ist Bestandteil des Giftcocktails, das in 34 von 35 US-Staaten bei Hinrichtungen mit der Giftspritze verwendet wird. Am Wochenende wurde bekannt, dass der einzige US-Hersteller die Produktion aufgibt.

Bisher hatte die Firma Hospira in Lake Forest/Illinois geplant, die Produktion in einer Tochterfirma in Italien in diesem Winter wieder aufzunehmen, nachdem es schon 2010 zu Engpässen bei der Bereitstellung der Substanz bei Hinrichtungen gekommen war. Das italienische Parlament verlangte aber Garantien dafür, dass das Mittel nicht zu Hinrichtungen in den USA benutzt wird. Deshalb entschied die US-Firma, die Produktion ganz einzustellen, berichtete die New York Times.

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) appellierte jetzt an Herstellerfirmen und den Pharma-Großhandelsverband, entsprechende Lieferwünsche aus den USA nicht zu berücksichtigen. Ein Exportverbot sei allerdings rechtlich nicht möglich, hieß es. In Großbritannien verweigerte die Regierung bereits im letzten Jahr gegenüber den US-Bundesstaaten Kalifornien und Arizona eine Lieferung. Zuvor hatten die USA dort noch 521 Gramm der Substanz gekauft. Zudem gab es Versuche, Natrium-Thiopental in anderen Staaten, darunter Pakistan, zu erwerben. KLH

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