Zukünftiger HVV-Tarif
: Angst vor der Alten-Lobby

Der Hamburger Verkehrsverbund hat vorgeschlagen, das Seniorenticket kräftig zu verteuern. Zwar ist es nur gut halb so teuer, wie eine reguläre Monatskarte. Dennoch hat sich ein Proteststürmchen erhoben, vor dem die Verkehrsexperten der Bürgerschaftsfraktionen gleich die Segel gestrichen haben. Ob das ein Vorgeschmack der Zukunft in einer alternden Gesellschaft ist?

Kommentarvon Gernot Knödler

Dagegen, dass Menschen mit geringem Einkommen verbilligte Fahrkarten für Busse und Bahnen kaufen können sollen, ist nichts zu sagen. Schließlich haben auch sie ein Recht auf Mobilität. Warum aber sollte für die Alten eine Extrawurst gebraten werden? Ihr Netto-Einkommen stellt sie nicht wesentlich schlechter als die Gesamtheit der Erwachsenen. Ein Sonderrabatt nur für Familien wäre ja vielleicht noch verständlich, weil er die Leute dazu animieren soll, mehr Kinder in die Welt zu setzen. Bei den Senioren gibt es einen solchen Steuerungseffekt nicht.

Gerade zu erschreckend ist es, dass ein bisschen Protest gereicht hat, die Tarifreform zu Gunsten der Senioren zu verändern. Entweder gibt es eine Heidenangst unter Politikern vor dieser wachsenden Wählergruppe oder in den Köpfen hat sich ein falsches Bild von der wirtschaftlichen Lage der Alten festgesetzt. Ein doppelter Bonus für Senioren – günstiges Ticket plus Rabatt für Arme – ist jedenfalls nicht gerechtfertigt.