Neue Männer braucht das Kind

Ministerin erwägt Rechtsanspruch auf Kitaplatz – und wirbt für ein modernes Rollenbild

BERLIN taz ■ Der Parteienwettstreit um einen moderne Familienpolitik geht in eine neue Runde: Nun liebäugelt auch Ursula von der Leyen (CDU) mit einem gesetzlich verankerten Recht auf einen Krippenplatz – zumindest als Drohmittel. „Sollte der Ausbau der Kindertagesbetreuung bis 2008 nicht deutlich voranschreiten, werden wir über einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz am Ende des ersten Lebensjahres reden müssen“, sagte die Bundesfamilienministerin der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Sie reagiert damit auf eine Forderung, die vor wenigen Tagen die Sozialdemokraten bei ihrer Vorstandsklausur aufgestellt hatten. Auch der SPD-Vorschlag, Betreuung langfristig kostenlos anzubieten, findet von der Leyens Zustimmung: „Über kurz oder lang werden die Gebühren für Kindergärten fallen, mit dem gleichen Erfolg wie die Schulgebühren“, sagte die Ministerin. Uneins sind sich SPD und Ministerin allerdings, wie das finanziert werden soll. Den SPD-Plan, zugunsten der Kitas auf Kindergeld-Erhöhungen zu verzichten, lehnt von der Leyen ab.

Ohnehin will die CDU-Politikerin erst einmal abwarten, wie eifrig die Kommunen von sich aus den Kita-Ausbau vorantreiben. Ob die Regierung ohne weitere Druckmittel ihr Ziel erreicht, bis 2010 etwa 230.000 zusätzliche Krippenplätze zu schaffen, ist derzeit noch nicht absehbar. Mehr Klarheit könnte der jährliche Zwischenbericht bringen, den das Ministerium üblicherweise im Sommer vorstellt.

Von der Leyen nutzte das derzeitige Medieninteresse an Familienthemen auch, um Deutschlands Männer zu einem zeitgemäßen Rollenbild zu ermuntern: „Zu viele Männer haben Schwierigkeiten, Fürsorge und Verantwortung selbstbewusst zu leben“, sagte sie der Bild am Sonntag. Zu lange hätten die Deutschen Kindererziehung als Frauenthema gesehen. Sie hofft, dass mit dem neuen Elterngeld auch der neue Mann Einzug in die Kinderzimmer hält: „Ich bin ganz zuversichtlich, dass es in Deutschland bald mehr moderne Männer geben wird.“ COS