„Mit Blut kann man nicht reich werden“

Würde das DRK seine Spender bezahlen, gäbe es mehr Blutkonserven, sagt Medizinethiker Georg Marckmann

taz: Der Blutspendedienst West klagt, es gebe zu wenig Blutkonserven. Spenden die Menschen zu wenig?

Georg Marckmann: Es gibt vor allem saisonale Engpässe. In manchen Regionen wurde während der Fußball-Weltmeisterschaft weniger gespendet. Es wird immer wieder knapp während der Ferien, etwa über Weihnachten. Interessanterweise ist dieser Engpass vor allem bei den Blutspendediensten des Deutschen Roten Kreuzes aufgetreten, weniger bei den staatlich-kommunalen.

Woran liegt das?

Die staatlich-kommunalen Dienste sagen, dass sie einen stabileren Stamm an Spendern haben, was unter anderem mit der dort gezahlten Aufwandsentschädigung begründet wird.

Dann liegt es doch nahe, dass das DRK auch Aufwandsentschädigungen zahlt.

Meines Erachtens spricht nichts dagegen. Ganz im Gegenteil, es ist sogar ethisch geboten, weil die Spender ja eine erhebliche Leistung aufbringen. Zum einen in Form des Blutes, zum anderen opfern sie Zeit für die Anreise. Wenn dadurch auch noch die Spendenbereitschaft erhöht wird, dann finde ich, dafür sollte gezahlt werden.

Wie hoch ist das Risiko, dass ein Spendedienst mehr an den Gewinn denkt als an die Versorgung mit Blutkonserven?

Das ist schwer zu sagen. Interessant ist aber, dass der Blutspendedienst Bayern eine Blutbank errichten will. Das könnte natürlich von kommerziellem Interesse sein. Von einigen Personen habe ich außerdem gehört, dass sie nicht gerne für das DRK spenden, weil sie das Gefühl haben, damit würden Geschäfte betrieben. Satzungsgemäß darf das DRK als gemeinnütziges Unternehmen aber keine Gewinne machen.

Zahlt sich ein Blutspendedienst für die Anbieter überhaupt aus?

Reich werden kann man damit sicher nicht. Im Europavergleich sind die deutschen Preise relativ niedrig, um die 70 bis 80 Euro pro Konserve.

Wie transparent ist der Blutmarkt in Deutschland?

Ich finde ihn nicht besonders transparent. Ich habe versucht zu recherchieren, welche Firmen involviert sind. Es war sehr schwer an Informationen heranzukommen.

Wie viel Selbstlosigkeit steckt heute noch in der Blutspende?

Nach wie vor ist die Blutspende stark von altruistischen Motiven getragen. Die Leute spenden also, weil sie wissen, dass damit Menschenleben gerettet werden können.

INTERVIEW: M. SCHRÖDER