Chevron muss wegen Umweltsünden zahlen

ENTSCHÄDIGUNG Gericht in Ecuador verurteilt den US-Ölmulti zur Zahlung von 8 Milliarden Dollar

BUENOS AIRES taz | Der US-amerikanische Ölmulti Chevron Corporation ist in Ecuador zu einer Entschädigungszahlung in Höhe von knapp 8 Milliarden Dollar verurteilt worden. Der vorsitzende Richter am Gerichtshof der Provinz Sucumbíos, Nicolás Zambrano, sah es als erwiesen an, dass das US-Ölunternehmen für zahlreiche Umweltvergehen auf einer Fläche von knapp 7,4 Millionen Hektar Regenwald verantwortlich ist.

Richter Zambrano gab damit der Sammelklage von rund 30.000 betroffenen Menschen statt, darunter zahlreiche Angehörige indigener Völker. Sie hatten Chevron vorgeworfen, in den Jahren von 1970 bis Ende der 1980er den Regenwald in der nördlichen Amazonasprovinz Sucumbíos vor allem durch verunreinigtes Abwasser vergiftet zu haben.

Neben der Geldstrafe muss sich Chevron öffentlich etwa in Form von Zeitungsanzeigen für seine Machenschaften entschuldigen. „Das ist als eine symbolische Maßnahmen der moralischen Wiedergutmachung zu betrachten,“ so der Richter. Doch sollte Chevron dem nicht nachkommen, dann verdoppelt sich laut dem Urteilsspruch die Entschädigungssumme prompt auf 16 Milliarden Dollar.

Mit dem Urteil endet vorläufig ein seit über 18 Jahren andauernder Rechtsstreit. Der Prozess hatte 1993 zunächst mit einer Klage von 76 Betroffenen gegen den US-Ölkonzern Texaco vor einem New Yorker Gericht York begonnen. Von 1972 bis 1990 förderte ein durch Texaco geführtes Konsortium in dem betroffenen Gebiet Öl. 1992 hatte die Firma das Land verlassen. Texaco wurde im Jahr 2001 von der Chevron Corporation übernommen, und im selben Jahr erklärte sich der zuständige New Yorker Richter für nicht zuständig. Daraufhin reichten 2003 zunächst 48 Betroffene eine gemeinsame Klage beim Provinzgericht von Sucumbíos ein.

Guillermo Grefa, Anführer der indigenen Gemeinschaft der Kichwa, zeigte sich mit dem Urteil zufrieden. „Wir können unseren Nachbarn und den Betroffenen sagen, dass die Gerechtigkeit existiert.“

Chevron dagegen bezeichnete das Urteil als „nicht rechtmäßig und nicht vollstreckbar“. Man habe in Ecuador nie eine Chance auf einen fairen Prozess gehabt. Nach Auffassung der Ölfirma ist die ganze Angelegenheit durch eine 40 Millionen Dollar teure Säuberungsaktion erledigt, die Texaco bereits im Jahr 1998 durchgeführt hat, und Chevron schiebt nun den schwarzen Peter der staatlichen Petroecuador zu, der damaligen Partnerin der US-Firma. JÜRGEN VOGT