Grüne befürchten Atommüll-Großdeponie

PROTESTE Hunderte Atomkraftgegner erschweren den Castortransport von Karlsruhe nach Lubmin

KARLSRUHE/BERLIN afp/dapd | Unter dem Protest hunderter Atomkraftgegner ist am Mittwoch der angekündigte Castortransport von Karlsruhe ins Zwischenlager Lubmin bei Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern gestartet. Angesichts der Tatsache, dass erst im Dezember Castoren nach Lubmin gebracht worden waren, befürchteten die Grünen, dass die Betreiber das dortige Zwischenlager Nord „klammheimlich zur Großdeponie für Atommüll aus dem Westen“ umfunktionieren wollen.

„In aller Stille wurden Verträge über die Einlagerung von Atommüll abgeschlossen, weitere neun Castortransporte werden vorbereitet“, erklärte Parteichefin Claudia Roth am Mittwoch in Berlin. Gleichzeitig prangerte sie an, dass Schwarz-Gelb dafür gesorgt habe, dass die Lagerungsdauer entfristet wurde, „sodass aus der Zwischenlagerung ein nicht hinnehmbarer Dauerzustand wird“.

Rund 400 Atomkraftgegner blockierten in der Nacht zum Mittwoch den rund 80 Meter langen Zug auf dem ersten Teil der Strecke von der früheren Wiederaufbereitungsanlage bis zum Karlsruher Güterbahnhof.

Die Polizei nahm nach eigenen Angaben rund 350 Menschen in Gewahrsam, weil diese trotz mehrfacher Aufforderung die Gleise nicht geräumt hätten. Die Beamten setzten Pfefferspray ein, berichteten die südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen. Dabei seien mehrere Demonstranten an den Augen verletzt worden. Bei der Behörde bestätigte man dies zunächst nicht, sprach aber von einem leicht verletzten Beamten.

Die Atomkraftgegner werteten die Proteste als Erfolg. Man habe ein „deutliches Zeichen“ gesetzt, erklärte Initiativensprecher Horst Heieck. Die Menschen seien fest entschlossen, „dem schwarz-gelben Atomspuk ein Ende zu bereiten“.

Der Zug wird am heutigen Donnerstag in Lubmin erwartet. Die Castoren enthalten rund 60 Tonnen Atommüll aus der Wiederaufbereitungsanlage, der in Glas eingeschmolzen wurde.