Friedlicher Protest gegen den Castor

ANTI-AKW Erneut führte die Strecke des Castortransports auch durch Brandenburg. Landesweit gab es zahlreiche Demonstrationen, aufgehalten wurde der Zug dadurch jedoch nicht

Der Schwerpunkt des Polizeieinsatzes lag in der Prignitz, wo bis zu 350 Beamte waren

Der Castortransport hat Brandenburg in der Nacht zum Donnerstag ohne Probleme passiert. Auf der etwa 30 Kilometer langen Strecke durch die Prignitz gab es keine Verzögerungen. In Wittenberge protestierten Demonstranten in der Nacht allerdings gegen den Atommülltransport aus der stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe. Zudem hatte es tagsüber landesweit Kundgebungen und Mahnwachen gegeben, unter anderem in Luckenwalde, Bernau, Eberswalde und Oranienburg. Nach Angaben der Brandenburger Polizei blieb es überall friedlich.

Am Morgen gegen 8.15 Uhr erreichte der Zug mit fünf Castorbehältern mit 56 Tonnen radioaktivem Abfall dann sein Ziel, das Zwischenlager Nord in Lubmin. Entlang der gut 900 Kilometer langen Strecke quer durch Deutschland protestierten nach Angaben der Anti-AKW-Bewegung mehrere hundert Atomkraftgegner mit Mahnwachen und Gleisblockaden gegen den Transport und gegen die Atompolitik der Bundesregierung. Mehrfach wurde der vermutlich letzte Zug mit hochradioaktivem Abfall nach Lubmin von Umweltaktivisten zu außerplanmäßigen Stopps gezwungen, unter anderem in Halle (Sachsen-Anhalt), Rastow bei Ludwigslust, Schwerin, Rostock und bei Ribnitz-Damgarten (Nordvorpommern).

In Brandenburg sicherten rund 850 Polizeibeamte den Transport. Der Schwerpunkt des Einsatzes lag in der Prignitz, wo bis zu 350 Beamte waren. Bundesweit wurde der Atommülltransport nach früheren Angaben der Polizei von insgesamt etwa 7.000 Beamten gesichert.

Unterdessen wollen sich Menschen in der Prignitz verstärkt gegen Castortransporte und das mögliche Atommüllendlager Gorleben wehren und haben eine Bürgerinitiative gegründet. Nach Angaben einer Sprecherin des neuen Bündnisses „PrigNix“ gehören ihm etwa 50 Atomkraftgegner an. Auch in zahlreichen anderen Orten der Mark haben Anti-AKW-Initiativen in den vergangenen Monaten starken Zulauf (taz berichtete).

Der früher als „Atomsuppe“ bezeichnete stark strahlende Müll aus der stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage war in Karlsruhe verglast worden, um ihn transportfähig zu machen. Die Lagerung in Lubmin ist allerdings heftig umstritten. Das von den bundeseigenen Energiewerken Nord betriebene Zwischenlager war ursprünglich nur für Atommüll aus den beiden ostdeutschen Atomanlagen in Lubmin und Rheinsberg vorgesehen. (dpa)

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