schurians runde welten
: Kleine Vögel erschießen

Denn ein guter Start ist wichtig. (Jürgen Röber)

Seit Mittwoch bin ich in dem Alter, um über ein Comeback nachzudenken. Das Problem – außer Judo, Skifahren oder Rockband will mir nichts einfallen, was ich mal drangegeben habe. Auf Judoclub habe ich aber keine Lust mehr, seit ich von einem Sadisten aus Südafrika trainiert wurde. Skifahren ist heute ein Hallensport geworden und Rockband gar keiner. Ich habe eben leider nie geboxt. Dabei hätte es anders kommen können.

Mit elf wurde mir auf dem Schulhof ein Flugblatt in die Hand gedrückt, das die Zeichnung eines Jungen meines Alters zeigte. Ich mochte den jungen Kämpfer sofort, wie er mir ohne Helm, aber mit riesigen Boxhandschuhen und einer rechten Führungshand entgegen tänzelte. Ich wollte zum Probetraining. Zuhause zeigte ich es meinen Eltern, die närrisch vor Freude waren und mich bei einem Boxverein unterbrachten, wo ich es mit einem mürrischen, alten, aber weisen Trainer zu tun bekam, der mir... Quatsch! Auf mein Interesse am Boxsport reagierten Vater und Mutter natürlich pädagogisch wertvoll – wie immer.

Als ich mir etwas später „aus rein sportlichen Gründen“ ein Luftgewehr wünschte, tatsächlich wollte ich kleine Vögel erschießen, schenkten sie mir einen Sportbogen, mit dem ich mich so dämlich anstellte, dass von toten Vögeln nicht die Rede sein konnte. Ich traf nicht einmal die mitgelieferte Zielscheibe. Mein Boxen sollte ich dann „erstmal zuhause ausprobieren“. Sie kauften mir schöne Boxhandschuhe und einen roten Trainings-Sandsack für die Jugend, den ich unter einen Treppenaufgang hängte. Hin und wieder schlug ich gegen das leichte Plastikteil, aber es pendelte viel zu schnell hin und her, um es für einen schweren Gegner zu halten. So blieb von meiner Begeisterung für den Faustkampf nichts übrig, außer dem Gefühl von Boxsport etwas zu verstehen, weil ich fast selbst damit begonnen hätte. Vielleicht beobachte ich deshalb heute so gerne Vögel. Auch das erinnert mich an damals – mein kleines Comeback.

26.1. Dortmund – Bayern

Jürgen Röber, den ich mag, weil er überanstrengte Stimmbänder hat, weil er so schnell redet wie Taxifahrer Fritze Flink und diese Fußballnaivität ausstrahlt, feiert bislang ein glanzvolles Comeback als Trainer. Röbers Fußballmutterwitz, gepaart mit einigen Bauernfußballregeln, beschert ihm und uns eine lustige Zeit in Dortmund. Beispiele? „ Ich denke, man kann die Bayern schlagen, wenn man Begeisterung so entfacht, dass hier die Luft brennt. Der Wille versetzt Berge. Wir sind zwar klarer Außenseiter, aber ich erwarte, dass wir herzerfrischenden Fußball spielen, mit Mumm und Herz.“ Mehr davon.CHRISTOPH SCHURIAN