Hamas hat Freunde verloren

ARABISCHE REVOLUTION Die Islamisten im Gazastreifen waren einst gute Verbündete Syriens und des Iran. Dann setzten sie auf Ägyptens Muslimbrüder. Nach deren Sturz stehen sie in der Region ziemlich alleine da. Das Verhältnis zur Führung in Ägypten ist getrübt

BERLIN taz | Seit dem Friedensvertrag von Camp David im Jahr 1979 hat Ägypten häufig zwischen Israel und den Palästinensern beziehungsweise deren zerstrittenen Parteien Fatah und Hamas vermittelt. Solche Gespräche fanden in der Regel unter der Ägide des Geheimdienstes statt. Dies bedeutet, dass der Apparat über gute Kontakte zu allen Seiten verfügt.

Auch 2012 vermittelte Ägypten in einer mit heute vergleichbaren Situation zwischen Israel und der islamistischen Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert. Doch damals stellten die Muslimbrüder in Kairo die Regierung, und es waren die Muslimbrüder, auf die Hamas als strategische Karte in der Region angesichts der Arabischen Revolution gesetzt hatte.

Der Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi am 3. Juli 2013 hatte für Hamas und die Bevölkerung des Gazastreifens unmittelbare Folgen. Bis Mitte vergangenen Jahres überquerten nach Angaben der BBC monatlich etwa 40.000 Palästinenser die Grenze nach Ägypten. Von Juli bis Dezember waren es nur noch 9.550. Auch die meisten Schmugglertunnel wurden geschlossen. Dies führte nicht nur zu einem Mangel an Gütern des täglichen Bedarfs und Preiserhöhungen, sondern auch zum Wegfall der Steuern, die Hamas eingenommen hatte.

Vorangegangen war ein Bruch der palästinensischen Islamisten mit den beiden bisherigen Verbündeten Syrien und Iran. Hamas-Chef Khaled Maschaal, der seit 2001 in Damaskus residierte, zog 2012 nach Katar um. Ungeachtet einer inneren Opposition fand die Führung von Hamas fortan kritische Worte für Syrien und Iran. Außerdem stellte sich die sunnitische Organisation auf die Seite der ebenfalls mehrheitlich sunnitischen Aufständischen im syrischen Bürgerkrieg.

Doch mit dem Putsch in Kairo fiel die politische und finanzielle Unterstützung durch die Muslimbrüder aus, auf die die Hamas-Führung als Alternative zu Syrien und Iran gesetzt hatte.

BEATE SEEL