Kulturförderung für Infrastruktur

Die Sparkassen-Kulturstiftung in Köln zieht Bilanz: Jeder zweite Antrag wird bewilligt, Kunst wird ausgeschlossen

Die letzte Kultur-Schlacht in NRW ist lange entschieden. Das Ruhrgebiet wird Europas Kulturhauptstadt 2010. Köln hat ihr Scheitern auf regionaler Ebene und die blamable Bewerbung von 2004 längst vergessen. Vergessen sind auch viele der damals gemachten Versprechen an die Kulturszene, die auch nach einem Misserfolg umgesetzt werden sollten. Zu den Ausnahmen gehört das Förderprogramm der „SK-Stiftung Kultur“. Die 1976 von der Stadtsparkasse KölnBonn gegründeten Einrichtung besitzt ein Stiftungskapital von rund 40 Millionen Euro. Seit 2004 wollte man fünf Jahre lang jeweils 400.000 Euro zur Förderung der freien Kulturszene in der Domstadt bereit stellen. Geschäftsführer Hans-Georg Bögner (SPD) zog in der letzten Woche eine Zwischenbilanz.

Besonders im Bereich Tanz sei nach der „Depression der 1980er Jahre“ eine neue Aufbruchstimmung zu beobachten, sagte er. Viele Choreografinnen, wie beispielsweise Stephanie Thiersch hätten in Köln gehalten werden können. Andere wie die Brasilianerin Lina do Carmo, seien an den Rhein zurückgekehrt. Gefördert werden deshalb auch kleine Tanzfestivals. So wolle man ein regionales Netzwerk aufbauen.

Insgesamt werden Sparten gefördert, bei denen „die größten Bedürftigkeiten“ festgestellt wurde, so Bögner. So seien neben dem Tanz auch Musik, Literatur und Film von der Stadt über Jahre hinweg „stiefmütterlich“ unterstützt worden. Nicht gefördert werden bildende Kunst und Theater. Hier habe die Politik schon lange Förderkonzepte umgesetzt. Deshalb wanderten 40 Prozent des Fördertopfes auch lieber an Musiker, 29 Prozent an Tänzer und Choreografen und je 14 Prozent an die Sparten Film und Literatur. Hier wird in diesem Jahr auch ein Kongress unabhängiger deutscher Literaturzeitungen unterstützt. Die Chancen für eine finanzielle Förderung stehen bei den Sparkassen gut. Im ersten Halbjahr 2007 bewilligten die Expertenjurys jeden zweiten Antrag.

SPD-Ratsmitglied Bögner, inzwischen auch Ehrenvorsitzender des NRW-Kulturrats, sieht die Stiftung als gezielte Wirtschafts- und Standortförderung, die Medienstadt brauche kreative Potenziale. Aber auch: „Wir fördern die Inhalte, die Stadt muss für die Infrastruktur sorgen.“

Bögner bemängelt deshalb vor allem fehlende Proberäume für Musiker oder das Fehlen einen zentralen Veranstaltungsortes für Tanz. Den könnte er sich im Rautenstrauch-Joest-Museum vorstellen. Das Völkerkundemuseum wird in wenigen Jahren einen Neubau beziehen und besitzt bereits ein voll ausgestattetes, ehemaliges Kammertheater.

JÜRGEN SCHÖN