Krimi in Köln

Zwei Verlängerungen waren nötig, um das WM-Halbfinalspiel der deutschen Handballer gegen Frankreich zu entscheiden. Am Ende siegen die Deutschen äußerst knapp mit 32:31

AUS KÖLN ANDREAS RÜTTENAUER

Der Lärm in der Köln-Arena hob im Finale zum ohrenbetäubenden Crescendo an. Erst nach zwei Verlängerungen war das WM-Halbfinale der Deutschen gegen Frankreich entschieden. Die Deutschen gewannen mit 32:31. Sie treffen am Sonntag auf Dänemark oder Polen (bei Redaktionschluss noch nicht beendet).

Die Teams hatten sich vor dem Spiel gegenseitig die Favoritenrolle zugeschoben, die beiden Trainer. Frankreichs Trainer Claude Onesta sah die Deutschen vor allem wegen des Heimvorteils un der 26:29-Niederlage seines Teams in der Hauptrunde im Vorteil. Heiner Brand hielt an seiner Einschätzung fest, wonach eine Mannschaft, die derartig gut besetzt ist wie die des Europameisters, sich nicht aus der Favoritenrolle stehlen kann. So trafen gestern zwei Favoriten aufeinander, die sich lange Zeit schwer taten, ihr Spiel nach den einstudierten Systemen aufzuziehen. Nach sechs Minuten waren erst zwei Tore gefallen. Dann brachte Michael Kraus die Deutschen erstmals in Führung. Für Beruhigung konnte das nicht sorgen. Zeitstrafen gegen die deutsche Mannschaft brachten die Köln-Arena zum Kochen, Paraden von Henning Fritz lösten Jubelstürme aus. Die Aufregung wollte nicht weichen. Es wollte nicht allzu viel klappen in der Anfagsphase des Spiels. Pascal Hens warf drei Mal hintereinander daneben. Und so führte Frankreich nach gut 15 Minuten mit 6:5.

Immerhin spielte die Abwehr wie schon in den vergangenen Partien überaus konzentriert. Die französischen Rückraumriesen Daniel Narcisse, Nikola Karabatic und Jerome Fernandez kreuzten vor dem deutschen Mittelblock und brauchten oft lange, um eine Lücke zum Wurf zu finden. Doch auch wenn es bisweilen lange dauerte, irgendwann trafen sie doch. Und so behielten sie ihre Führung bis zur Pausensirene (12:11), auch weil sie es früher als die Deutschen schafften, die Aufgeregtheit aus ihrem Spiel zu nehmen. Während die Deutschen bisweilen unbeherrscht wirkten und eine Zeitstrafe nach der anderen zu verkraften hatten, bewiesen die Franzosen Geduld und schafften es in der aufgeheizten Atmosphäre von Köln, sogar so etwas wie Ruhe zu bewahren.

Die fehlte dem Team von Heiner Brand zunächst auch nach der Pause. Es fehlten die Ideen im Spielaufbau, mit dem sich im Wechsel sowohl Michael Kraus als auch der wiedergenesene Markus Baur äußerst schwer getan haben. Es waren Einzelaktionen und natürlich die Paraden von Henning Fritz, die die Deutschen im Spiel hielten. Und es waren Fehlwürfe von Christian Zeitz und Kraus, die den Franzosen ermöglichten, ihren Vorsprung zwischenzeitlich auf zwei Tore auszubauen. Doch eine Vorentscheidung war das nicht, bald lagen die Deutschen mit einem Mal vorne. Nicht lange. Der starken Abwehrleistung der Deutschen stand ein durchschnittliche Angriffsleistung gegenüber. Und wäre nicht Fritz gewesen, die Deutschen hätten es wohl nicht in die Verlängerung geschafft (21:21).

Schnell war klar, dass es einen echten Matchwinner geben würde: den Keeper.