Raus zum ersten Mais

Die Feldversuche mit genetisch veränderten Maispflanzen werden in NRW im Frühjahr fortgesetzt. Der Hersteller sieht darin kein besonderes Risiko. Gentechnikgegner planen Protestaktionen

VON DIRK ECKERT

Der Saatgutkonzern Monsanto will auch dieses Jahr in Nordrhein-Westfalen gentechnisch veränderten Mais anbauen. Bereits genehmigt ist ein Versuch mit Gen-Mais Mon810 auf einem 1. 000 Quadratmeter großen Gelände in Borken-Borkenwirthe. „Wir führen dort im Auftrag des Bundessortenamtes eine Wertprüfung mit Mais durch“, bestätigt Monsanto-Sprecher Andreas Thierfelder der taz. Solche Prüfungen sind in Deutschland Teil des Zulassungsverfahren für Saatgut. Außerdem will Monsanto gentechnisch manipulierten Mais zu Forschungszwecken aussähen. „Wir planen in NRW auch Freisetzungsversuche“, kündigt Thierfelder an. An welchen Standorten, werde noch geprüft.

Gentechnik-Gegner sind durch die neuerliche Anmeldung in Borken alarmiert. „Der Anbau ist risikoreich und überflüssig“, so Ralf Bilke, Agrarreferent beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Nordrhein-Westfalen. Die große Mehrheit der Bevölkerung wolle keine gentechnisch veränderten Lebensmittel. Auch Bilke rechnet mit weiteren Gen-Versuchen in Nordrhein-Westfalen. In Werne an der Lippe sei zum Beispiel in den letzten Jahren mit Gen-Mais experimentiert worden. „Es ist möglich, dass da auch dieses Jahr wieder angebaut wird“, so Bilke. Öffentlich im bundesweiten Standortregister angezeigt werden müssten Freisetzungen leider erst drei Tage vor Beginn.

Das „Netzwerk Borken ohne genmanipulierten Mais“ plant jetzt Proteste gegen Monsanto. Es sei schade, dass sich wieder ein Landwirt „zum Anbau bereit gefunden hat und eine ganze Region in Aufregung versetzt“, so Rainer Hamann, Sprecher des Borkener Netzwerks. „Der Protest geht weiter.“

Heute will das Netzwerk über weitere Aktionen beraten. Auch die Landwirte der Region sollen angesprochen werden. Schließlich könnten deren bisher gentechnikfreie Felder durch den Monsanto-Mais verunreinigt werden, fürchten die Naturschützer. Das ehrgeizige Ziel: eine gentechnikfreie Region West-Münsterland. Vor allem der Eigentümer der Anbaufläche in Borken soll umgestimmt werden, auf der demnächst Gen-Mais blühen soll. „Wir appellieren an den Landwirt, sich nicht vor den Karren von Monsanto spannen zu lassen“, sagt Bilke.

In Nordhessen hatten Naturschützer kürzlich Erfolg mit diesem Vorgehen: Weil der Druck auf den Verpächter zu groß wurde, verzichtete Monsanto dort vorläufig darauf, Gen-Mais freizusetzen. Der Fall sei aber mit Borken nicht vergleichbar, sagt Monsanto-Sprecher Thierfelder. Im Münsterland werde der Mais auf der Pflanzenzuchtstation von Monsanto angebaut, mit dem Flächeneigentümer gebe es eine mehrjährige Kooperation. Gefahren für Bevölkerung und Landwirtschaft bestreitet Monsanto. Der Gen-Mais sei „intensiv geprüft“ worden und werde schon seit Jahren angebaut, sagte Thierfelder. „Es gibt nicht den Hauch eines Hinweises, dass er gesundheitsschädlich wäre.“ Also kein Risiko? „Kein höheres Risiko als bei anderen Pflanzen“, behauptet Thierfelder.