Unterm Strich

Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth geht nicht mehr davon aus, daß das geplante Holocaust-Denkmal unweit des Brandenburger Tores in Berlin noch gebaut wird. Angesichts der Widerstände vor allem in Berlin bewerte sie die Aussichten dafür nicht positiv, sagte sie Bild und Berliner Morgenpost. Die Parlamentspräsidentin forderte erneut eine endgültige Entscheidung über das Denkmal spätestens bis zur Bundestagswahl im September. Selbst ein Nein wäre in ihren Augen noch ehrlicher als eine weitere Hängepartie. Sie widersprach damit dem Berliner Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU), der vor falscher Eile gewarnt hatte.

Basement Tapes, mal anders: Jan Philipp Reemtsmas Beschreibung seiner Entführung und 33tägigen Geiselhaft unter dem Titel „Im Keller“ ist von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste als Hörspiel des Monats April ausgezeichnet worden. Die Gemeinschaftsproduktion dreier Sender (NDR/SFB/SWF) unter der Regie von Ulrich Gerhardt sei ein großes, meisterhaftes klassisches Hörspiel, das „emotional zutiefst bewegend“ sei, zitierte die Akademie am Mittwoch aus der Jury-Begründung in Frankfurt. Die Funkbearbeitung von Charlotte Drews-Bernstein lebe allerdings „in erster Linie von der herausragenden literarischen Qualität des Textes“.

Mit Erleichterung hat der österreichische Kunstsammler Rudolf Leopold auf das Urteil eines New Yorker Gerichts über die ungerechtfertigte Beschlagnahme von zwei berühmten Gemälden Egon Schieles reagiert. „Hier ist kein Unrecht geschehen“, so Leopold, „die Besitzerketten konnten lückenlos geklärt werden.“ Das höchste Gericht des Staates New York hatte am Mittwoch abend die Beschlagnahme der Bilder „Tote Stadt III“ und „Bildnis Wally“ aufgehoben. Die als Leihgaben im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellten Werke waren im Januar von der Staatsanwaltschaft sichergestellt worden, nachdem Nachfahren der ursprünglichen jüdischen Besitzer Erbansprüche geltend gemacht hatten. Sie hatten argumentiert, die Bilder seien von den Nationalsozialisten geraubt worden. Die Richterin erklärte in ihrem Urteil, die Tragik des Holocaust sei in diesem Fall kein Thema, vielmehr verbiete ein New Yorker Gesetz, geliehene Kunstwerke zu beschlagnahmen. Der Staatsanwalt kündigte Berufung an.

Als neuer Gerichtstermin wurde der 27. Mai festgelegt. Das Museum of Modern Art zeigte sich „hocherfreut“ über die Entscheidung. Dadurch sei glücklicherweise sichergestellt, daß auch weiterhin „große Kunstwerke aus aller Welt“ in amerikanischen Museen ausgestellt werden, hieß es. Und weiter: Das Urteil setze das Elend der Opfer des Holocaust in keiner Weise herab.

Und da erreicht uns noch folgende Pressemitteilung, flattert gewissermaßen auf den Tisch: In Hoyerswerda findet heuer wieder ein Liedermachertreffen statt. Das zweite seiner Art ist für den Zeitraum vom 27. bis 29.11. geplant, man soll sich aber jetzt schon bewerben – Tel./Fax: (033395) 700 55. „Neben Konzerten und Workshops steht die Verleihung der Goldenen Hoyschrecke 98 im Mittelpunkt“, heißt es weiter aus Hoyerswerda. Wir fragen: Warum nicht? Vorjahressieger wurde übrigens Joachim Zawischa aus Bamberg.