Unterm Strich

Am 10. September 1998 wurde Steven Spielberg unter allgemeinem Jubel – und warum auch nicht? – von Bundespräsident Roman Herzog im Berliner Schloß Bellevue das Bundesverdienstkreuz überreicht. Der Regisseur erhielt die Auszeichnung für seinen Oscar- gekrönten Spielfilm „Schindlers Liste“. Die Ehrung wurde aber auch für sein Engagement in der Shoah Foundation vorgenommen, die laut Spielberg versucht, „ein kollektives Gedächtnis des Holocaust für alle Zeit“ zu schaffen. Bei der ganzen staatstragenden Zeremonie rund um das Ereignis wurde fast vergessen, daß am selben Tag Roland Emmerichs „Godzilla“ in die deutschen Kinos kam. Der Erfolg war durchwachsen, die Kritik eher ablehnend.

Deshalb ist es mehr als verblüffend, das nun auch der schwäbische Regisseur ausgezeichnet worden ist. Nicht etwa mit einem Grammy oder dem Oscar – Roland Emmerich ist am Mittwoch im kalifornischen Beverly Hills ebenfalls mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet worden. Er wurde mit der Ehrung für seinen herausragenden Beitrag zur Kunst des Filmemachens bedacht. Bislang war Emmerich mit „Universal Soldier“ „Stargate“ oder „Independence Day“ allerdings eher wegen des sauber abgespulten Action-Programms erfolgreich – während man Spielberg doch offensichtlich für seinen humanistischen Einsatz auszeichnen wollte. Wenn da nicht die Verhältnisse aus dem Ruder laufen...

Aber so sind sie halt, die Standortfaktoren: Immerhin wurde der 43jährige Emmerich mit dem Verdienstkreuz unter anderem auch für seine beispielhafte Förderung deutscher Kinotalente geehrt. Emmerich habe Kameraleute, Produzenten, Kulissenbauer und Trick-Spezialisten nach Hollywood gebracht und ihnen so ermöglicht, sich auf internationaler Ebene zu profilieren, sagte Generalkonsul Wolfgang Rudolph, der Emmerich den Orden im Auftrag von Bundespräsident Roman Herzog übergab. Das ist echte deutsche Bewährungsarbeit im fremden Land. Bleibt nur die Frage: Hat Emmerich überhaupt eine Green Card? Oder bekommt er demnächst einen Doppelpaß?

Es kommt immer noch was nach: Martin Walser wird am 29. Januar die Ehrendoktorwürde der Katholischen Universität Brüssel erhalten. Nein, nicht für seine Friedenspreis- Rede, vielmehr ist es bereits das vierte Mal, daß der Schriftsteller mit einem Ehrendoktortitel ausgezeichnet wird. Walsers eigene Doktorarbeit „Beschreibung einer Form. Versuch über Kafka“ aus dem Jahr 1951 gilt als ein wichtiger Beitrag zur Kafka-Forschung. Überhaupt war Walser schon in seinen frühen Erzählungen sehr kafkaesk.

Michael Naumann ist back in the ring: Rund 220 Millionen Mark sollen nach Angaben des Kulturbeauftragten der Bundesregierung in diesem Jahr für die Kulturförderung in Ostdeutschland bereitgestellt werden. Gegenüber dem Vorjahr sei dieser Etatposten um 100 Millionen Mark gewachsen, sagte Naumann am Mittwoch bei einem Besuch in der Wittenberger Lutherhalle. Er fügte hinzu, daß diese Summe erst noch im Bundestag bestätigt werden müsse. Aha. Gleichwohl zeigte sich Naumann zuversichtlich, daß diese Gelder durch „Umlagerungen“ im Etat zur Verfügung stehen.

Das Gütersloher Verlagshaus hat den Quell Verlag in Stuttgart gekauft. Die Übernahme des Unternehmens, das bisher zur Evangelischen Gesellschaft Stuttgart (eva) gehörte, soll am 1. Juli wirksam werden, teilten die Verlage mit. Eine Kaufsumme wurde nicht genannt. Das Gütersloher Verlagshaus gilt als führend im Bereich von Religion und Theologie und will sowohl die Rechte und den Namen des Quell Verlags als auch dessen traditionelles Buchprogramm weiterführen. Immerhin wird dort im Frühjahr Eugen Hettingers „Apotheke der Seele (Lichtquellen)“ herausgegeben.