Der hartnäckige Intendant

Die Ausschreibung seiner eigenen Stelle kam für André Bücker, den Generalintendanten des Anhaltischen Theaters in Dessau, wohl nicht gänzlich überraschend. Seit Monaten liegt er mit der Landesregierung Sachsen-Anhalts im Clinch.

Im Juni 2013 kündigte Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) Kürzungen im Kulturbereich des mit 20,5 Milliarden Euro verschuldeten Landes an. Weil die Einwohnerzahl der Stadt Dessau-Roßlau zurückgeht, wollte Dorgerloh die Fördermittel für das dortige Theater stutzen. Die Einsparungen sollen mit 3 Millionen Euro so massiv ausfallen, dass in dem Vier-Sparten-Haus Schauspiel und Ballett zur Gänze gestrichen werden sollten – so Dorgerlohs Vision.

Aber diese Rechnung hatte er ohne André Bücker gemacht. Der Generalintendant wurde 1969 in Harderberg geboren, er studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und arbeitete am Theater Dortmund und am Nationaltheater Mannheim. Seit 2009 leitet er das Anhaltische Theater. Bücker führte im vergangenen Jahr den Widerstand gegen die geplanten Kürzungen in Dessau an – er wollte alle Sparten seines Hauses erhalten. Um das durchzusetzen organisierte Bücker Protestaktionen. Das Theatergebäude wurde symbolisch mit Seilen und Pflöcken am Dessauer Boden befestigt. Zum Start der vergangenen Spielzeit mahnte er in einer Rede, dass Schluss sein müsse mit dem Kahlschlag bei Kultur, Bildung und Wissenschaft. Auf Twitter teilte er ein Foto von einem Aufkleber, der das Landeswappen von Sachsen-Anhalt zeigte, und statt dem Werbeslogan „Wir stehen früher auf“ stand da „Wir sparen uns früher dumm“. Das Innenministerium in Magdeburg fand das gar nicht witzig.

Vor einigen Wochen kündigte Bücker dann an, dass alle Sparten erhalten werden – die Beschäftigten würden als Gegenleistung bei entsprechend weniger Gehalt weniger arbeiten.

Für August 2015 wird nun ein Nachfolger gesucht. Den Kopf des Theaters mitten in der Umstrukturierung zu wechseln, ist ein kühner Beschluss. Die Bewerbungsfrist endet Mitte Oktober. Ob er sich selbst auch um die Stelle bemühen wird, dazu hat sich Bücker bisher noch nicht geäußert. SASKIA HÖDL