Wer hat Angst vor Pauli? Goppel!

Der bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel fürchtet die Kandidatur der Fürther Landrätin um den Vizevorsitz der CSU: „Das stinkt mir.“ Beim Parteitag will er ihre Kandidatur verhindern. Stoiber will alle Probleme noch diese Woche lösen

AUS MÜNCHEN DOMINIK SCHOTTNER

Erst nachdem Gabriele Pauli am Montag die CSU-Vorstandssitzung vorzeitig verlassen hatte, legte Bayerns Wissenschaftsminister Thomas Goppel los: „Das stinkt mir“, soll er gepoltert haben, als das Gespräch auf die mögliche Kandidatur Paulis für den stellvertretenden Parteivorsitz kam. Beim Parteitag im Herbst werde er daher „massiv gegen sie auftreten“. Der Rest des Vorstandes soll ihm diesen Plan mit „Riesenbeifall“ gedankt haben, notierte der Münchner Merkur anderntags. Der taz wollte Goppel zu seinen Äußerungen nichts sagen. Was an die Öffentlichkeit gelangt sei, hätten Dritte weitergegeben.

Pauli selbst bekräftigte gestern ihre Pläne: Sie denke weiter über diesen Schritt nach, sagte die 49-Jährige während eines Besuchs in Berlin. Allerdings hänge eine Kandidatur auch davon ab, ob „andere mit guten Ideen in die Spitze“ rückten.

Wieder einmal ist Pauli eine Provokation gelungen, die ein CSU-Oberer nicht souverän und aus der Position der Siegesgewissheit, sondern gereizt-panisch beantwortete. Vielleicht befürchtet man, dass sie wie schon mit der Forderung „Stoiber muss weg“ auch jetzt wieder Erfolg haben könnte. Schließlich werden beim Parteitag am 28. September – ganz zufällig Stoibers 66. Geburtstag – die Delegierten über den neuen Vorstand abstimmen.

Möglicher Grund für den Ärger Goppels: Die Delegierten rekrutieren sich mehrheitlich aus den Orts- und Kreisverbänden, sind also das, was man gemeinhin als „Basis“ bezeichnet. Mit der wähnte sich Pauli bislang in einem Boot: Am Höhepunkt der Spitzelaffäre, in deren Zentrum erst sie und am Ende Edmund Stoiber stand, hatte Pauli besonders intensiv damit geworben, die Meinung der Basismehrheit zu vertreten. Wenn diese Mehrheit auf dem Parteitag nun ihre vermeintliche Mehrheitsführerin Pauli zur stellvertretenden Parteivorsitzenden wählt, gerät das vorsichtig austarierte Kräfteverhältnis in der CSU noch stärker ins Wanken.

Der Landtagsabgeordnete Sebastian Freiherr von Rotenhan, der sich in der Spitzelaffäre noch hinter Pauli gestellt hatte, sagte der taz, er könne Goppel gut verstehen: „Ich will auch nicht, dass Frau Pauli diesen Posten übernimmt.“ Es habe nicht der feinen englischen Art entsprochen, in einem Internetforum gegen den Ministerpräsidenten zu wettern, sagte Hinterbänkler Rotenhan, der wie Goppel aus Unterfranken kommt.

Unterdessen bestätigte Ministerpräsident Edmund Stoiber, dass er vielleicht schon am Freitag die Diskussion um den CSU-Vorsitz beenden könne. Dann trifft er in München sowohl die Konkurrenten um den Posten, Erwin Huber und Horst Seehofer, als auch Innenminister Günther Beckstein, CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer und Landtagspräsident Alois Glück. Stoiber sagte, es sei denkbar, aus dem selbst ernannten Führungsduo Huber-Beckstein gemeinsam mit Seehofer ein „sehr, sehr gutes Trio zu machen“.

Beckstein wies gestern außerdem Medienberichte zurück, wonach der ehemalige Büroleiter Stoibers, Michael Höhenberger, neuer Regierungspräsident von Mittelfranken werden sollte. Höhenberger musste sein Amt verlassen, weil er bei einem Vertrauten Gabriele Paulis Informationen über ihr Privatleben erfragt haben soll.