Spritzenhaus vor dem Aus

Die Freiwillige Feuerwehr Ebersbach steht vor einem Scherbenhaufen voller Zankäpfel

Unnötig wurde wieder einmal feuerwehrpolitisches Porzellan zerschlagen

Umstrittene Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Für alle Angehörigen der Ebersbacher Freiwilligen Feuerwehr muss es eine schallende Ohrfeige gewesen sein, als die Unkenrufe einer Eingemeindung nach Schummersreuth nicht verstummen wollten. Der noch 2004 mit jeder Menge Vorschusslorbeeren ins Amt gewählte Bürgermeister Heribert Lehmann (Freie Wähler) probte hinter verschlossenen Türen den Schulterschluss mit dem Schummersreuther Bürgermeister Alfons Giebackl (CSU). Erst nach tagelangem Tauziehen waren alle Detailfragen der Eingemeindung durchdekliniert. Die darauf angesetzte Gemeinderatssitzung stand unter dem Eindruck eines regionalpolitischen Schlagabtauschs. Lehmann schloss nicht aus, dass die heftig umstrittene Entscheidung jede Menge Zündstoff beinhalte, aber es müssten nunmehr alle an einem Strang ziehen. Diese tickende Zeitbombe käme vor dem Hintergrund des hochverschuldeten Schummersreuth einer Quadratur des Kreises gleich, damit sei das neue Spritzenhaus wohl endgültig vom Tisch, brachten es die Kritiker auf den Punkt.

Lehmann gab sich zwar zuversichtlich, dass die Gemeinde Ebersbach auch ohne neues Spritzenhaus zu einer Hochburg der modernen Freiwilligen Feuerwehr und zu einem Zugpferd vernünftiger Ausgabenpolitik werden würde. An diesem Branding wolle man nunmehr mit Hochdruck arbeiten. Doch damit konnte er dem gegnerischen Kesseltreiben den Wind nicht aus den Segeln nehmen. Die Kritiker der Zwangsehe witterten bereits Morgenluft. Vorangegangen waren Drohgebärden und Säbelrasseln der betroffenen Feuerwehrleute. Lange genug stand das Für und Wider auf der Kippe. Lehmanns schlechte Karten auf mangelnde Richtlinienkompetenz zurückzuführen, hieße Feuerwehrschläuche nach Athen tragen. Der faule Kompromiss hängt wie ein Damoklesschwert am seidenen Faden über seiner Philosophie von einer Feuerwehrarbeit zum Anfassen. Trotzdem wird Ebersbach aller Voraussicht nach diese Kröte schlucken und sich der Ortsfeuerwehr Schummersreuth unterordnen müssen.

Die Ebersbacher Feuerwehrleute laufen weiter Sturm. Vor der Drohkulisse dieses Sündenfalls würde Lehmanns Kuhhandel mit Giebackl zur Nagelprobe in einer Schlammschlacht um Fördergelder des Landes, so die einhellige Meinung, Lehmanns Lippenbekenntnissen zum Trotz. Lehmann indes wiegelte ab, warnte vor übertriebener Panikmache und mahnte zur Geschlossenheit. Etwaigen Spekulationen über einen Rücktritt schob er jedoch einen Riegel vor. Einziger Wermutstropfen für die Ebersbacher: ihre Alarmglocken hatten erst fünf nach Zwölf geschrillt. Da war der Spritzenhaus-Rubicon längst überschritten. Ihr Sprecher Haasenreip ruderte zurück und war bemüht, die Wogen zu glätten.

Doch vom Desaster der Gemeinde Schummersreuth geht eine Signalwirkung für die ganze Region aus! Die umstrittenen Eingemeindungen von Mühlsdorf und Oberheinsberg stehen erneut auf dem Prüfstand. Bürgermeister Alfons Giebackl hat Schummersreuth damit vermutlich einen Bärendienst erwiesen. Erst viel zu spät verordnete er seinen Finanzen eine Rosskur. Ironie des Schicksals und Treppenwitz der Gemeindegeschichte: Die geplante Gratwanderung mit dem ebenfalls finanzschwachen Ruppertsgrün erwies sich nur zu offensichtlich als Feigenblatt eines flächendeckenden Kahlschlages. Ganz nebenbei bedeutet dies auch für die Ruppertsgrüner das Aus für ihre Spritzenhausträume. Vor einem Gang nach Oberlandesgerichts-Canossa scheuen Ruppertsgrüner bis heute zurück. Zu Recht, meinen Beobachter. Das würde eine Prozesslawine lostreten. Doch der Schwanengesang für Giebackls nächste Kandidatur wird derweil vielerorts schon lautstark angestimmt. Der angeschlagene Bürgermeister zeigt sich wegen der Anwürfe zwar besorgt, hält sich auf Anfrage aber bis auf weiteres bedeckt.

So viel ist gewiss: Auch Lehmann wird bei der nächsten Bürgermeisterwahl seine Rechnung präsentiert bekommen. Er hätte die Zeichen der Zeit noch auf der Zielgerade erkennen müssen, so die Kritiker im Gemeinderat. Zu lange habe er gute Miene zum bösen Spiel seines Schummersreuther Amtskollegen gemacht. Böse Zungen befürchten nun einen Flachenbrand. Hier wurde unnötig feuerwehrpolitisches Porzellan zerschlagen, dabei ist dieser Zankapfel nur die Spitze des Eisberges. Zurück bleibt ein Scherbenhaufen mit einem bitteren Nachgeschmack. Das volle Ausmaß des Schadens wird wahrscheinlich erst offensichtlich, wenn die nächste finanzpolitische Entscheidungs-Sau durchs Dorf getrieben wird.

MICHAEL RUDOLF