Das Ferrari-Fiasko

Beim Betrugsskandal um die Telefilm Saar ist weit mehr ungeklärt als der Verbleib des Sportwagens von Exgeschäftsführer Joachim Schöneberger

VON KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Kleiner Sender – großer Skandal: Den Saarländischen Rundfunk (SR) kostet die Affäre um veruntreute Fernsehgelder in zweistelliger Millionenhöhe bei der Telefilm Saar GmbH viel Geld und noch mehr Reputation. Auf 20 bis 25 Millionen Euro schätzt SR-Intendant Fritz Raff aktuell den Schaden, der durch Kreditbetrug mit gefälschten Unterschriften und „Luftbuchungen“ bei der Tochtergesellschaft der Werbefunk Saar GmbH verursacht wurde, die wiederum eine legitime Tochtergesellschaft des SR ist.

Vor kaum zwei Wochen war noch von „nur“ 15 Millionen veruntreuten Euro bei der kleinen Filmfirma in Saarbrücken die Rede, die für die ARD bis zuletzt auch die täglichen Trailer für das Abendprogramm produzierte. Die Telefilm Saar GmbH zeichnete zudem für die Beiträge der Krimireihe „Tatort“ aus Saarbrücken verantwortlich.

Dass der neue Kommissar Franz Kappl (Maximilian Brückner), der Bayer mit der Tuba, demnächst bei einer anderen Produktionsfirma weiter ermitteln darf, gilt beim SR als ausgemacht. Schon als Anfang 2006 von Aufsichtsratsmitgliedern erste Zweifel an der Seriosität der testierten Bilanzen der Telefilm Saar geäußert wurden, beauftragte das Kontrollgremium die renommierte Produktionsgesellschaft Bavaria GmbH mit der Überprüfung der Vorgänge. Ende März 2007 lag dann der Bericht des Bevollmächtigten der Bavaria vor. Darin war von „kriminellen Machenschaften“ die Rede. Produktionsverträge seien gefälscht und Kredite und Bankbürgschaften erschlichen worden.

Der mutmaßliche Haupttäter war schnell ermittelt: Geschäftsführer Joachim Schöneberger. Der Aufsichtsrat kündigte dem 58-Jährigen Ende April fristlos. Schöneberger tauchte umgehend unter – und letzte Woche bei der Polizei wieder auf. Seitdem sitzt der mutmaßliche Betrüger in Untersuchungshaft.

Wie Schönebergers Rechtsanwalt Wolfgang Köhl inzwischen mitteilte, habe sein Mandant in einer Vernehmung zu einem „ersten Tatkomplex“ eingeräumt, von einem Firmenkonto 90.000 Euro auf sein Privatkonto „umgeleitet“ zu haben. Er habe damit Steuerschulden beim französischen Fiskus begleichen wollen. Der schwarze Ferrari von Schöneberger wird noch gesucht – für die Konkursmasse.

Dass er sich von den mutmaßlich veruntreuten Millionen eine Villa auf Teneriffa gekauft haben soll, ist bislang nur ein Gerücht. Inzwischen haben sich allerdings zwei ehemalige Buchhalterinnen der Telefilm Saar den Ermittlungsbehörden offenbart und Schöneberger schwer belastet. Auf Anweisung des Geschäftsführers habe sie „Luftbuchungen“ im Wert von knapp drei Millionen Euro vorgenommen, berichtete eine der beiden Angestellten – und belastete sich damit auch selbst. Die andere Buchhalterin sei gerade „am Auspacken“, wie am Wochenende aus dem Umfeld der Staatsanwaltschaft zu hören war.

Das wird Schöneberger nicht schmecken – und auch nicht den Wirtschaftsprüfern, die Jahr für Jahr die offenbar „frisierten“ Bilanzen der Telefilm Saar testierten.

Ganz dumm da steht jetzt der SR mit Intendant Raff an der Spitze. Raff gehört dem Aufsichtsrat der Telefilm Saar an. Jetzt muss er mit den Gläubigerbanken verhandeln. Wie viele Millionen Euro letztendlich vom SR beglichen werden müssen, ist eine noch offene Frage. Wer das alles dann bezahlen muss, keine mehr: der Gebühren- und Steuerzahler, versteht sich.