Ein schwerer Fall

Warum ein Bungeespringer in Dortmund in den Tod stürzte, ist auch dreieinhalb Jahre danach unklar

Es sollte ein Sommer-Nachmittag mit einem besonderen Kick werden, doch er endete tödlich. Am 20. Juli 2003 stürzte der 31 Jahre alte Thorsten B. mit einem Bungeeseil aus etwa 170 Metern Höhe vom Dortmunder Floriantum, der als einer der weltweit höchsten Sprungtürme gilt. Das Gummiseil riss und Thorsten B. schlug wenige Meter neben dem Luftkissen auf dem Boden auf. Er war sofort tot.

Dreieinhalb Jahre liegt der erste tödliche Bungeesprung in Deutschland nun zurück. Warum das Seil gerissen ist, statt den Mann wieder hochschnellen zu lassen, ist noch immer ungeklärt. War das Seil porös? Zu alt? Vor zwei Jahren hat die Dortmunder Staatsanwaltschaft ein Gutachten in Auftrag gegeben, das diese Fragen beantworten sollte. Passiert ist das bis heute nicht. Auch die letzte Frist am 31. Januar ließ der Sachverständige verstreichen. Er war krank geworden – und hatte kurzfristig Bescheid gegeben, dass das Gutachten nicht fertig werde.

„Das ist eine unbefriedigende Situation“, formuliert die zuständige Staatsanwältin Carola Jakobs vorsichtig. Denn vom Ergebnis der Untersuchungen hängt es ab, ob der Betreiber der Anlage sich doch noch wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten muss. Das Dortmunder Amtsgericht hatte es im März 2005 abgelehnt, einen Prozess gegen den Anlagenbetreiber zu eröffnen. Die Anklage habe nicht nachweisen können, welche der vorgeworfenen Handlungen letztendlich ursächlich für den Unfall gewesen sein sollen, hieß es damals in Bürokraten-Deutsch. Ein erstes Gutachten, in dem von Konstruktionsmängeln und Materialermüdung die Rede war, wurde wegen Befangenheit abgelehnt.

„Dass die Untersuchungen aufwändig sind, ist keine Frage“, sagt Staatsanwältin Jakobs. Es sei nachvollziehbar, dass das Gutachten Zeit in Anspruch nehme. Sobald der Sachverständige gesund sei, werde sie mit ihm über eine neue Frist – dann wohl im März – reden. Ein anderer Sachverständiger sei keine Variante – „das würde das Verfahren mit Sicherheit noch weiter verzögern.“

Immerhin stehen die Chancen gut, dass die seit dem tödlichen Zwischenfall gesperrte Sprunganlage Ende des Jahres abmontiert wird. „Der Nutzungsvertrag endet dann“, sagt Joachim Skupsch, Sprecher der Stadt Dortmund. Dass noch einmal ein Bungeejumper vom Florianturm springe, sei unwahrscheinlich.

KATHARINA HEIMEIER