Klein anfangen und nur das Nötigste tun

Kinderhaut ist empfindlich – deshalb ist natürliche Pflege angesagt. Wichtig ist vor allem: So wenig Pflege wie möglich. Das gilt in den ersten Wochen auch fürs Waschen. Gesunde Ernährung ist die Basis für eine gesunde Haut

Die Haut eines Babys ist fünfmal so dünn wie Erwachsenenhaut. „Ein Neugeborenes ist häufig von einer weißen, cremigen Schicht bedeckt, die man Käseschmiere nennt. Diese Schicht schützt und versorgt die Haut des Babys im Bauch der Mutter“, erklärt Hebamme Birgit Laue. Nach der Geburt verliert sich die Käseschmiere, und es bildet sich ein Säureschutzmantel, der die Hautfeuchtigkeit im Gleichgewicht hält und die Haut gegen äußere Einflüsse schützt.

Dieser Säureschutzmantel ist allerdings erst bei einem sechsjährigen Kind voll funktionstüchtig. Deshalb muss man bei Kindern wie bei Babys in der Auswahl der Pflegemittel besonders auf die Empfindlichkeit der Haut Rücksicht nehmen.

„Was die junge Haut braucht, sind rückfettende Substanzen“, sagt Sabine Kästner von lavera. Etwa das Nachtkerzenöl – mit einem Anteil essenzieller Fettsäuren von 80 Prozent ist es ein besonders wertvoller Wirkstoff. „Im Gegensatz zu mineralischen, biologisch kaum verwandelbaren Ölen wie Vaseline oder Paraffinöl werden Pflanzenöle gut von der Haut aufgenommen und können eine Beziehung mit dem lebenden Organismus eingehen sowie den Aufbau einer schützenden Wärmehülle um den Körper fördern“, erklärt Birgit Laue.

Ein traditionell in der Säuglings- und Kinderpflege verwendeter Wirkstoff ist die Kamille. Sie wirkt wundheilend und ist demnach bei Säuglingen vor allem für den Windelbereich geeignet, wo sich die Haut am ehesten entzündet. Aufgrund ihres hohen Gehalts an wirksamen Inhaltsstoffen wie zum Beispiel den Carotinoiden ist sie besonders wertvoll für die Widerstandsfähigkeit der Haut. Gleichzeitig fördert sie Regeneration und gesunde Entwicklung.

„Wichtig ist, dass Pflegeprodukte nicht ständig gewechselt werden“, sagt Birgit Laue. Denn durch die vielen unterschiedlichen Substanzen, mit denen die noch unreife Haut dann in Berührung komme, entstünden schnell Hautirritationen oder sogar Allergien. Dr.-Hauschka-Naturkosmetikerin Ute Iglisch warnt davor, Kinderhaut zu überpflegen: „Kinderhaut hat von Natur aus ein sehr gesundes Gleichgewicht.“ Nur wenn die junge Haut durch Krankheit, Medikamente oder einseitige Ernährung aus der Balance gebracht sei, sei besondere Pflege nötig. „Wenn alles in Ordnung ist, sollte man Kinderhaut am besten in Ruhe lassen.“

Bei Säuglingen müsse man nur die angegriffene Haut im Windelbereich cremen. „Säuglinge sollten in den ersten zwei bis drei Wochen noch nicht einmal gebadet werden“, rät Iglisch. Auch bei Kinderhaut solle man vorsichtig mit Seife und Wasser sein. „Bevor die Haut in der Pubertät umkippt, riecht sie von Natur aus wunderbar sauber. Häufiges Waschen ist da gar nicht nötig.“

Besonders bei Kindern mit Hautallergien, deren Säureschutzmantel besonders labil ist, dürfen Waschgels nur äußerst sparsam dosiert werden: „Durch die darin enthaltenen Tenside wird der Säureschutzmantel zerstört. Die Regeneration dauert auch bei gesunder Haut schon sechs Stunden, allergische Haut braucht noch viel länger, um den Schutzmantel wiederaufzubauen“, sagt Sabine Kästner von lavera. Ein Drittel aller Kinder im Einschulungsalter leide mittlerweile unter allergischen Hautirritationen. „In unserer Neutral-Pflegelinie für allergische Kinderhaut verwenden wir Betaglucan – einen Hefewirkstoff, der die Immunität der Haut stärkt und ihre Selbstheilungskräfte anregt“, so Kästner. Doch das Wichtigste ersetzt selbst Betaglucan nicht: „Die Wurzel allen Übels ist oftmals eine schlechte Ernährung. SOPHIE DIESSELHORST