Einsatz gegen rechts

Die Lichtenberger Polizei zeichnet drei Bürger aus, die einem von Rechten attackierten Jugendlichen halfen

Anke Friedrichs Stimme wird zittrig, während sie von dem Vorfall berichtet. „Wir mussten einschreiten: Es waren fünf gegen einen“, erinnert sich die 23-Jährige. Sie ist eine von drei Berlinern, die sich an einem frühen Januarmorgen schützend vor einen 18-Jährigen stellten, der von mutmaßlichen Neonazis beschimpft und geschlagen wurde. Gestern ehrte sie die Polizei für ihr couragiertes Verhalten.

Das Opfer wartete am 21. Januar an einer Tramhaltestelle in Lichtenberg, als er von den fünf mutmaßlichen Rechten angesprochen wurde. „Wir sahen schon durch die Scheibe, wie sie ihn herumschubsten“, berichtet Friedrich, die schon in der Straßenbahn saß. Als das Opfer dort hineinflüchtete, folgten ihm die Rechten. Einer beschimpfte ihn als „Zecke“, gab ihm Ohrfeigen und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Friedrich rief die Polizei an – doch das konnte die Schläger nicht besänftigen.

Stefan Gediga schritt zusammen mit seiner Freundin Anke Friedrich zuerst ein. „Der Schläger rastete völlig aus und trat plötzlich um sich“, berichtet er. Gemeinsam stellte sich das Pärchen zwischen Täter und Opfer. Als der Randalierer auch gegen sie vorgehen wollte, griff ein weiterer Mitfahrer ein. „Unglaublich, wie wenig sich die anderen Fahrgäste um die Randale kümmerten“, erzählt der 38-jährige Roland Hecke, der den beiden zur Hilfe eilte. Auch der Fahrer, der das Geschehen über drei Haltestellen beobachten konnte, habe nicht reagiert.

Am Bahnhof Karlshorst verließen die Helfer mit dem Jugendlichen die Bahn. Drei der Randalierer folgten ihnen. Als kurz darauf die Polizei eintraf, versuchten sie zu fliehen. Zwei wurden jedoch von den Helfern festgehalten. Eine Streife griff kurz darauf den Dritten auf.

Bei der Ehrung lobte der Leiter der zuständigen Polizeidirektion, Michael Knape, den Einsatz der drei Helfer. „Ihr selbstloses Verhalten ist besonders im schwierigen Bezirk Lichtenberg außergewöhnlich“, so Knape. Sie erhielten eine Urkunde und eine Armbanduhr mit Polizeilogo.

Gegen die drei 17- bis 18-jährigen Straftäter wurde Anklage erhoben. Das Opfer hat laut Polizei nur leichte Verletzungen davongetragen. Tim Westerholt