Vorsicht, Killer-Buletten!

Die spanische Gesundheitsministerin protestiert gegen den „Big King XXL“-Burger, weil Kinder immer dicker werden. In Deutschland wehrt man sich nicht gegen die fettige Kalorienbombe

von REINER WANDLER
und BARBARA BEHRENDT

Größer ist nicht immer besser. Davon ist die spanische Gesundheitsministerin Elena Salgado fest überzeugt und macht deshalb Front gegen den Big King XXL und den Big King Cheese XXL. Das Ministerium forderte am Mittwoch die US-amerikanische Fastfood-Kette Burger King auf, ihre Werbung für die beiden Schlachtschiffe unter den Whoppern einzustellen. „Furchtbar, Vegetarier zu sein“, heißt einer der Sprüche, mit denen die Macrohamburger beworben werden. „Iss die riesige, saftige Portion Fleisch … Wenn du den schaffst, putzt du alles weg“, lädt ein anderer Slogan zum Schlingen ein.

Kleinere Portionen!

Dies fördere die Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen und laufe damit der Politik des Gesundheitsministeriums zuwider, beschwert sich Salgado. „Alle nationalen und internationalen Handbücher zur Behandlung der Fettleibigkeit empfehlen die Größe der Portionen zu verkleinern und zu kontrollieren“, heißt es in einer Erklärung des Ministeriums. Spanien ist eines der EU-Länder, in denen die Fettleibigkeit am schnellsten zunimmt. Immer mehr Eltern nehmen von der traditionellen mediterranen Ernährung Abschied. Sie gilt vielen als altmodisch.

Burger King verstoße mit der neuen Kampagne gegen ein Abkommen aus dem Jahre 2005, beschwert sich die Ministerin. Damals unterzeichnete der Verband der Modernen Restaurantketten, denen das Hamburgerimperium in Spanien angehört, und das Ministerium ein Dokument, in dem sie sich verpflichteten, „nicht zum Konsum von individuellen Riesenportionen anzuregen, mit dem Ziel, den übertriebenen Verzehr von Lebensmitteln nicht zu fördern“. Die Big-King-XXL-Werbekampagne sei ein eindeutiger Verstoß gegen diese Selbstverpflichtung.

In Großbritannien hat sich die Hamburger-Kette schon dazu bereiterklärt, ab dem 22. Dezember zumindest auf solche Werbung zu verzichten, die Kinder anspricht. Zudem sollen keine Werbespots mehr ausgestrahlt werden, während im Fernsehen Kinderprogramme laufen. Da britische Kinder und Jugendliche im Europavergleich die übergewichtigsten sind, ist deren Ernährung in Großbritannien gerade ein kontrovers diskutiertes Thema. Mitte September erst hat die britische Regierung Schulkantinen zu gesundem und fettarmem Mittagessen verpflichtet – allerdings hat das nun zur Folge, dass weniger Schüler die Kantine nutzen.„Hier geht es allerdings um einen ganz anderen Fall als in Spanien“, sagte eine Pressesprecherin von Burger King, die nicht namentlich genannt werden will, der taz. „In England fiel die Entscheidung in Bezug auf Werbung für Kinder. Die spanische Gesundheitsministerin plädiert aber für ein generelles Absetzen der Big-King-XXL-Werbung.“ Eine vorliegende Pressemitteilung, wie man mit der Werbung in Deutschland zukünftig umgehen will, stellte der Fast-Food-Konzern auf Anfrage der taz nicht zur Verfügung. „Die Werbung in Deutschland abzusetzen, ist aber nicht im Gespräch“, so die Sprecherin.

Hierzulande kümmert man sich indes wenig um die Whopper-Werbung. „Verbieten können wir die Werbung nicht“, so Marie-Luise Dittmar, Pressereferentin des Bundesministeriums für Ernährung. Zwar besagt der im Mai dieses Jahres beschlossene „Health Claim“ der EU-Kommission, dass Unternehmen nicht mit irreführenden Slogans und Angaben auf Produkten werben dürfen, einen Spot allerdings zu verbieten, weil das Produkt ungesund und dick machend ist, steht natürlich nicht zur Debatte.

Gefährliche Fette

In Spanien hat das Labor der Agentur für Lebensmittelsicherheit den Riesenburger untersucht und kam zu erschreckenden Ergebnissen. Der XXL-Hamburger wiegt im Schnitt 328 Gramm und bringt mit 971 Kilokalorien fast den halben Tagesbedarf auf die Waage. Außerdem sei der Burger voller „giftiger und gefährlicher Fette“.

So enthält der Riesenburger 20 Prozent Fett. Davon sind 38,7 Prozent gesättigte Fettsäuren. Dies entspreche 25 Gramm pro Big King XXL. Nach internationalen Empfehlungen sollte nur 10 Prozent der Fettsäuren gesättigt sein. Das wären im Falle des Riesenwhoppers 6,4 Gramm. Die gesättigten Fettsäuren sind für den Anstieg des Cholesterinspiegels im Blut verantwortlich.

Außerdem enthält der Burger 1,3 Gramm hydrogenierte Fette. Diese bei hoher Temperatur aus Pflanzenfetten gewonnenen künstlichen Fettsäuren sind die gesundheitsschädlichsten Fette überhaupt. Sie schädigen Herz und Leber.

Burger King lässt die Kritik aus dem Ministerium kalt. „Wir arbeiten immer daran, die Risiken einer nicht angemessenen Ernährung zu verringern“, heißt es in einem Kommuniqué. Doch deshalb die XXL-Werbung in Spanien einzustellen, oder den Fleischriesen gar vom Markt zu nehmen, daran denkt Burger King nicht, denn „der Geschmack und die Interessen unserer Kunden stehen über allem“. Und der Whopper-Kunde putzt alles weg.