KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

MEIKE JANSEN

Kennen Sie Andy Fetschers Horrorfilm „Urban Explorer“? Der Plott ist so simpel wie metaphorisch, die Rollen sind perfekt besetzt, und die Filmmusik von Robert Henke alias Monolake und Steven Schwalbe ist brillant. Ein Film, der durch eine schon fast surreale Autenz besticht! Zur Handlung: Der Berliner Kris (Max Riemelt) führt vier junge Touristen (vier gesichtslose JungdarstellerInnen, die sich meist in Englisch verständigen) zum Fahrerbunker in das Tunnelsystem Berlins. Als Eingang in das Labyrinth dient ein Club. Den mit NS-Propagandabildern „verzierten“ Bunker gefunden, verletzt sich Kris schwer und fällt bis Ende des Films ins Koma. Seine KundInnen versuchen die Oberfläche zu erreichen, werden aber von dem komplett durchgeknallten ehemaligen ostdeutschen Grenzsoldaten Armin (verängstigend grandios: Klaus Stiglmeier) entdeckt und Hilfe versprechend zu dessen „Posten“ gelotst. Dann beginnt das Gemetzel, da der wahnsinnige Amin auf alles Bock hat, nur nicht auf das, was nicht Underground, als nicht real (Engl. für real) ist. Und die Moral von der Geschicht? Traue niemandem, der die Welt in Underground und Elite einteilt, oder Staatssekretär Renner?

Als Urban Explorer begreifen sich wohl auch viele der KünstlerInnen, die Projekte für „Was ist draußen?“, einen offenen Kunstwettbewerb für ortsbezogene künstlerische Arbeiten an der Linie U5 zwischen Tierpark und Hönow eingereicht haben. Mehrmals muss ich nach dem Weg fragen nach der Zentrale (Cecilienplatz 5, Do., Fr. 16–18, Sa. 13–19 Uhr), in der die prämierten und ausgewählten Einreichungen präsentiert werden. Wie freundlich die Menschen in Kaulsdorf Nord sind, denen ich begegne! Und ausgerechnet die sollen für künstlerische Sozialexperimente herhalten müssen? Ich möchte nicht tauschen … Kaum in Hellersdorf aus der U-Bahn raus, sollen sie in eine „geheime Sendeanstalt“ gezergelt werden. Junge Ortsansässige sollen zu einer multimedialen Performance animiert werden, die sich neben Heiner Müller (der auch schon mal in dieser Ecke gelebt hat) auf Dr. Dr. H. Dathe, den Begründer des Tierparks und anerkannten Verhaltensforscher der DDR, bezieht. Grusel! Weiterhin begibt man sich auf die Spuren von Alfred Norden (Journalist und Politiker der KPD und SED) oder denen des Heimatforschers und Geografen Dr. Emil Renzenzenbiehler. Es lässt sich eine riesige Brache entdecken, eine Tapete in einem der Bahnhöfe und, und, und … Was aber fehlt, sind Projekte, die etwa über die Sinne Menschen trotz ihrer Heterogenität am selben Punkt abholen. Das wäre meiner Meinung nach eine Kunst! (Infos: www.kunst-im-untergrund.de)