Bella ciao: L’Unità ist tot

ITALIEN Alle Versuche, das linke Blatt zu retten, scheiterten. Auch am Desinteresse der Leser

Bloß ein Thema hatte das Traditionsblatt mit 90-jähriger Geschichte am Mittwoch. „Sie haben l’Unità getötet“, verkündete die Titelseite in großen Lettern. Auf den Seiten 2 und 3 folgte die Rekonstruktion des eigenen Exitus, dann folgten 16 blütenweiße Seiten ohne Texte, ohne Fotos.

Schon seit Monaten kriselt es bei dem früheren Organ der KPI, 1924 gegründet vom Übervater der italienischen Linken, Antonio Gramsci. 30 Millionen Euro Schulden sind aufgelaufen, die verkaufte Auflage sackte auf zuletzt 20.000 Exemplare täglich ab, seit drei Monaten bekommen die Redakteure Gehälter nicht mehr ausgezahlt. Und doch herrschte noch bis Dienstag Hoffnung.

Schließlich hatte Mehrheitsgesellschafter Matteo Fago angeboten, die Geschäfte mit einem Kapitalzuschuss von 1,5 Millionen Euro erst einmal weiterzuführen. Doch die anderen Gesellschafter wollten von teuren Zwischenlösungen nichts wissen. Und so werden Verlag und Zeitung abgewickelt, ab 1. August erscheint L’Unità nicht mehr.

Vornehm beiseite stand die Partito Democratico (PD) von Ministerpräsident Matteo Renzi. Dank der Nähe zur PD erhält die Zeitung 3 Millionen Euro pro Jahr – staatliche Subventionen aus dem Topf für Partei- und Genossenschaftszeitungen. Dabei ist die PD nur noch mit 0,1 Prozent am Verlag beteiligt. Renzis Blitzaufstieg gegen das alte Partei-Establishment hatte l’Unità mit meist einigermaßen unfreundlichen Tönen begleitet. Dennoch erklärt Renzi, er wolle alles tun, um die Wiedergeburt des Blattes zu sichern – wie das gehen soll, behält er für sich.

Die größte Hypothek für die Zukunft ist, dass l’Unità die Leserschaft abhandengekommen ist. Vor zehn Jahren, als Berlusconi Italiens Linke zur Weißglut trieb, lag die Auflage bei 60.000, seitdem geht es steil bergab. Und das ist wohl noch schlimmer als der Tod der Unità: dass sie nur wenige vermissen werden. MB