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WIKILEAKS-KLONE II Schwedens öffentlich-rechtlicher Rundfunk startete Dienstag seine Seite Radioleaks

„Hilf uns, Machtmissbrauch und Korruption zu enthüllen!“ So heißt es in einem Trailer, der regelmäßig im Programm des öffentlich-rechtlichen „Sveriges Radio“ (SR) läuft. Am Dienstag schaltete das SR „Radioleaks“ frei, seine eigene Enthüllungsplattform. Ein von Wikileaks inspirierter Dienst, über den es möglich sein soll, der Redaktion verschlüsselt und anonym Informationen zukommen zu lassen.

„Was spielt sich in deinem Altersheim ab, wie wirst du von deinem Arbeitgeber behandelt, wie werden dort, wo du arbeitest, Steuergelder verwendet?“, nennt „Sveriges Radio“ auf seiner Website selbst als Beispiele dafür, worüber man gerne Informationen erhalten möchte. Absender werden darauf hingewiesen, dass zwar der Rundfunk alles tue, ihre Identität zu schützen, sie aber selbst bestimmte Vorsichtsmaßnahmen einhalten müssten. Und sie werden ermahnt, nicht den Rechner am Arbeitsplatz zu verwenden, um Informationen zu übermitteln: Gehe stattdessen in ein Internetcafé oder benutze den öffentlichen Rechner in einer Bibliothek, wird empfohlen.

„Der Entschluss, ein Whistleblower zu werden, ist nie einfach“, meint Programmdirektor Björn Löfdahl. „Mit Radioleaks haben wir nun deutlich die Sicherheit für den Betroffenen erhöht.“ Vor einer Veröffentlichung werde das Material von Journalisten überprüft und bearbeitet. Es seien bereits die ersten Daten eingegangen, und gerade am Anfang werde „da sicher eine Menge Unsinn auftauchen“, hat Rolf Stengård, SR-Redakteur für investigativen Journalismus, so seine Befürchtungen: „Aber hoffentlich kommen auch Infos aus dem Alltag von Bürgern, die sonst nie ans Licht kommen würden und aus denen wir guten Journalismus machen können.“

Bloß sollten Whistleblower die Internetadresse www.radioleaks.se möglichst nicht mit www.radioleaks.org verwechseln. Über diese werden sie nämlich abwechselnd zu den Internetseiten des deutschen BND, des russischen FSB, des schwedischen Militärgeheimdienstes FRA oder der US-amerikanischen National Security Agency weitergeleitet.

REINHARD WOLFF, STOCKHOLM