Dem Klinikum droht Frieden

STREIKS ANGEKÜNDIGT

Plakate malen, rote Westen ausrollen und die Megafone freipusten: Die Beschäftigten von Schleswig-Holsteins größtem Arbeitgeber, dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), bereiten sich auf den Streik vor. Und sie müssen sich beeilen: Dem Arbeitskampf um bessere Löhne droht ein abruptes Ende. Denn Schleswig-Holstein möchte zurück in den Flächentarif der Länder. Der bisher geltende Haustarif, um dessen Verbesserung die Gewerkschaft Ver.di kämpft, wäre damit ausgehebelt. Zudem könnte dadurch im Uni-Klinikum mit seinen Standorten in Kiel und Lübeck sofort die Friedenspflicht ausgerufen werden.

Dabei hatte sich eine große Mehrheit der von Ver.di aufgerufenen Beschäftigten für einen Streik ausgesprochen. Die Gewerkschaft möchte, dass sich die Gehälter der rund 10.000 UKSH-Beschäftigten künftig am bundesweiten Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes orientieren und nicht mehr mit dem Land verhandelt werden müssen. Konkret wünscht sich Ver.di Gehaltssteigerungen von drei Prozent und eine Arbeitsplatzsicherung. Dagegen setzt das Finanzministerium die Idee, den Länder-Tarifvertrag zu übernehmen. Dies würde ein „spürbares Plus“ vor allem für die nichtwissenschaftlichen Beschäftigten bedeuten, sagte Staatssekretär Thomas Losse-Müller. Mit im Paket sind eine Gehaltserhöhung für alle um gut zwei Prozent, ein Urlaubstag mehr und die Zusage, künftige Tarifabschlüsse automatisch zu übernehmen.

Die Gewerkschaft sieht in dem Vorstoß einen bösen Trick und wirft der Politik vor, sich in die Tarifautonomie einzumischen. Losse-Müller widersprach: Das Land greife nicht von außen ein, sondern sei selbst Tarifpartei. Ver.di verspricht Gegenwehr: Nach dem Ende der Urabstimmung sei das Haus „rechtlich streikbereit“, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Welche Aktionen in welchen Standorten geplant sind, verriet er nicht.  EST