… DER LUCKENWALDER KATER?
: Der Kater hat Kastrationsangst

Gutzigutzigutzi! Diese treuen Augen, dieses flauschige Fell, diese kecken Öhrchen – es ist doch wirklich sooo putzig, dieses Kätzchen, oder nicht?

Von wegen! Dieses Gesicht gehört offenbar einem unbelehrbaren Triebtäter. Seine Nachkommen sind ebenso zahllos wie verwahrlost. Bei ihm helfen keine gut gemeinten Worte, es hilft nicht die streichelnde Hand des Tierfreundes, sondern nur noch die harte Hand des Gesetzes. In Luckenwalde hat man das erkannt. Dort will man als erste Gemeinde Brandenburgs den triebgesteuerten Vierbeinern jetzt das Tatzenwerk legen: Dort müssen freilaufende Katzen in Zukunft kastriert und gekennzeichnet werden.

Während Tierschützer jubeln, ist die Empörung in Katzenkreisen groß. Mit der Kastration nehmen ihnen die Behörden das Einzige, was ihnen neben leckerem Katzenfutter in der Provinz noch Gefühlsspitzen verspricht: Geschlechtsverkehr.

Fairerweise zugegeben: Weniger Trieb bedeutet für die flauschigen Freunde auch weniger hormonellen Stress. Außerdem quellen die Tierheime angesichts vieler gerade zu Ferienzeiten heimatlos gewordener Katzen über. Trotzdem sind die fetten Jahre jetzt vorbei. Oder sie fangen erst an, je nach Blickwinkel. Denn was die Katzen vor der Kastration an Energie in die Suche nach Geschlechtspartnern investiert haben, geht jetzt auf ihre Hüften.

Voller Neid blicken Luckenwaldes gelangweilte Miezen jetzt nach Berlin. Dort plant die Stadt nämlich bisher nicht, trotz der vielen verwilderten Hauptstadtkatzen eine Kastrationspflicht einzuführen. Allerdings sollen ab Frühjahr 2015 Gelder von der Stadt für Kastrationsprogramme bereitgestellt werden. Wie viel Geld das sein wird, wird noch geprüft.

Bis dahin macht die promiske Hauptstadtkatze, was sie schon immer gemacht hat: es, und zwar nicht zu knapp. mbo Foto: dpa