Walfänger in Brand

Neuseeland befürchtet Ökokatastrophe: Havariertes Schiff hat Schweröl und Chemikalien an Bord

TOKIO taz/rtr ■ Vor der Küste der Antarktis ist gestern ein japanisches Walfangschiff in Brand geraten. Ein Besatzungsmitglied wurde vermisst. Experten befürchten eine Umweltkatastrophe: Die Nissin Maru hat rund 1.000 Tonnen Öl und Chemikalien an Bord.

Die Region gilt als ein ursprünglicher Lebensraum mit hoher Artenvielfalt. Sollten Öl oder Chemikalien austreten, würden Australien, Neuseeland und die USA eingeschaltet – sie unterhalten Stützpunkte in der Südpolar-Region.

Anfangs Februar war das Schiff in das Visier von Walfanggegnern geraten, die es mit stinkender Säure besprüht hatten. Mit dem Brand können diese aber nichts zu tun haben, heißt es. Sie seien mit ihren Schiffen nicht in der Nähe der japanischen Fangflotte gewesen.

Der Brand brach just zum Abschluss einer dreitägigen Konferenz aus, die die Walfangnation Japan organisiert hatte. Diese endete mit der Empfehlung an die Internationale Walfangkommission (IWC), den Fang der Meeressäuger nicht mehr zu unterbinden, sondern bloß zu regulieren. Zudem müsse in der IWC bei wichtigen Entscheiden geheime Stimmabgabe erlaubt sein.

Allerdings waren nur 35 der insgesamt 72 IWC-Mitgliedstaaten nach Tokio gereist. Die Gegner des kommerziellen Walfangs – darunter die USA, Großbritannien, Australien und Neuseeland – boykottierten die Veranstaltung. Gastgeber Japan warf ihnen vor, sich dem Dialog zu verweigern.

„Die meisten Anti-Walfang-Länder setzen auf Konfrontation“, klagte Japans IWC-Kommissar Minoru Morimoto. Andere Teilnehmer erklärten, die Tierschützer zwängen „kleinen Inselstaaten in imperialer Manier ihre Werte“ auf und blockierten eine offene Debatte. In London wischte ein britischer Regierungssprecher das mit dem Hinweis vom Tisch, die IWC sei das einzig legitime Gremium für solche Diskussionen. MARCO KAUFFMANN