Gleiche Rente für Frauen? Erst zum 4. August

RUHEGELD Rentnerinnen bekommen 60 Prozent weniger als Männer, kritisiert ein Lobbybündnis

BERLIN taz | Welche Antwort bekommt in einem Vorstellungsgespräch ein Mann, der sagt, er habe zwei Kinder, auf das dritte freuten seine Frau und er sich schon riesig, beide teilen sich ganz gerecht die Elternzeit und arbeiten danach jeweils 32 Stunden in der Woche? Zum Beispiel diese: „Sie sind unser Mann!“

Leider bekommt er den Satz nur in einem Spot gesagt. Mit dem Kurzfilm, der bald im Fernsehen oder in den Kinos gezeigt werden soll, will ein Bündnis aus vier familienpolitisch agierenden Verbänden auf die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern aufmerksam machen. Frauen bekommen durchschnittlich rund 60 Prozent weniger Ruhegeld als Männer. Das Bündnis hat ausgerechnet, wie viele Monate im Jahr Frauen länger als Männer arbeiten müssen, um die gleiche Summe zu erhalten: bis zur Nacht vom 4. auf den 5. August. Auf diese Ungerechtigkeit soll künftig mit dem sogenannten Equal Pension Day (deutsch: Tag für gleiche Rente) am 4. August aufmerksam gemacht werden.

So etwas Ähnliches gibt es schon mit dem Equal Pay Day, der alljährlich um den 20. März herum die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern kritisiert.

Warum Frauen weniger verdienen als Männer und eine geringere Rente bekommen, ist hinlänglich bekannt: Sie steigen in der Regel länger als Männer aus dem Job aus, um für die Familie da zu sein, arbeiten als Mütter häufig Teilzeit oder in Minijobs. Ebenso existieren Studien darüber, wie negativ sich Ehegattensplitting und Krankenmitversicherung für Ehefrauen auf die Berufstätigkeit von Frauen auswirken können. Trotzdem will sich das Bündnis, dem der Verband alleinerziehender Mütter und Väter, das Bundesforum Männer, der Verband berufstätiger Mütter (VBM) sowie der Messeveranstalter Women and Work angehören, erst mal wissenschaftliche Expertisen einholen.

Auch mit konkreten politischen Vorschlägen hält sich das Bündnis zunächst zurück. Dabei gibt es bereits jetzt jede Menge politischer Forderungen von verschiedenen Organisationen und Parteien – darunter jene nach der Abschaffung des Ehegattensplittings und der Minijobs. Stattdessen wirbt das Bündnis mit einer in Kürze freigeschalteten „Homepage zum Wachsen“. Der Filmspot mit dem „gegenderten“ Vater steht schon mal drauf.

SIMONE SCHMOLLACK