Aphorismen à la Blatter

FIFA Zum Start der U20-WM der Frauen erkennt Verbandschef Sepp Blatter, dass Fußball ein Machosport ist

Es passt ins Bild, dass einige lapidar geäußerte Sätze zu Beginn der U20-WM der Frauen in Kanada (siehe auch unten) für die meiste Aufregung sorgten. Es war Fifa-Chef Sepp Blatter, der diese Sätze auf der Pressekonferenz zur Eröffnung am Montag fallen ließ. Man muss dazu sagen, dass Blatter gerne mal lapidare Sätze fallen lässt. Meist sind diese Sätze sehr aussagekräftig.

Bald kommt die Chefin

Auf die Frage, warum in der Fifa nicht mehr Frauen in Funktionärspositionen seien und wie man das ändern wolle, sagte er laut Guardian: „Fußball ist ein Macho-Sport. Es ist schwierig, Frauen in dem Sport zu akzeptieren. Nicht als Spielerinnen, aber in den Führungspositionen.“ Er sprach dann von dem Erfolg der Fifa, dass man es ja – nach über hundert Jahren Verbandsgeschichte – geschafft habe, mit Lydia Nsekera aus Burundi, die ebenfalls anwesend war, eine Frau ins Exekutivkomitee zu berufen.

„Im Basketball, im Volleyball, in der Leichtathletik ist es leicht“, sagte Blatter weiter, „aber im Fußball, ich weiß auch nicht, da ist man zögerlich.“ Er aber glaube, dass man eines Tages eine Fifa-Chefin haben werde und sich die Dinge dann wandeln würden. Blatter sprach, als sei er ein Unbeteiligter; er konstatierte. Etwa: „Es ist nicht leicht für Frauen, eine Position innerhalb der Fifa innezuhaben.“

Blatter hätte sich auch selbst beantworten können, warum das vielleicht so sein mag. Als er im Jahr 2013 offiziell die neuen Mitarbeiterinnen im Exekutivkomitee begrüßte – neben dem offiziellen Mitglied Nsekera waren es noch zwei weitere –, fragte er laut ins Auditorium: „Sind auch Frauen da? Sagen sie was! Zu Hause reden sie auch immer, nun können Sie hier reden.“ Und im Jahr 2004 war er es, der vorschlug, Frauen sollten auf dem Feld doch knappere Höschen tragen und mit einem leichteren Ball spielen, das könne den Frauenfußball attraktiver machen. Es waren diese lapidaren, viel sagenden Blatter’schen Sätze.

Auch diesmal durften gar die Frauen noch etwas sagen, genauer gesagt die Frau auf dem Podium, Lydia Nsekera. Sie sagte, dass man den Frauenfußball weiterentwickeln müsse, dass es immer noch viele Frauen weltweit gebe, die nicht die Chance hätten, Fußball zu spielen, und dass ja – vielleicht – in Zukunft zumindest die Chefs der nationalen Fußballverbände mal Frauen seien könnten.

Good Practice

Nsekera selbst war von 2004 bis 2013 Präsidentin des Fußballverbands von Burundi – ehe die heute 47-Jährige erstes weibliches Mitglied im Fifa-Exekutivkomitee wurde. Sie darf als Good-Practice-Beispiel gelten, wurde ihr selbst doch zunächst das Kicken verboten, bevor sie einen eigenen Frauenfußballklub in Burundi gründete.

Eine wirkliche Antwort auf die Frage gab Sepp Blatter dann übrigens nicht. Der 78-Jährige, der im nächsten Jahr gerne seine fünfte Amtszeit als Fifa-Boss antreten würde, dachte nur weiterhin laut über den Status quo nach. Und sagte damit ganz schön viel. JENS UTHOFF