Die mit den Mönchen tanzt

Für ihr aktuelles Projekt „Debates for Ganden II“ holt Amanda Miller mit ihrer „Pretty Ugly Dance Company“ wieder tibetanische Mönche aus dem Exil auf die Bühne des Kölner Schauspielhauses

Als Choreografin setzt sie eher auf Bilder und Details. Es geht weniger darum eine Geschichte zu erzählen.

VON JOHANNA RÜSCHOFF

Der tibetanische Mönch erinnert mit seinem Mundschutz und dem Silberbesteck in der Hand eher an einen Chirurgen bei der Arbeit. Tatsächlich aber fertigt er im Kölner Schauspielhaus zusammen mit fünf anderen Mönchen ein Mandala (Meditationsbild) aus buntem Sand. Er reibt dazu zwei Metallröhrchen aneinander, aus denen langsam die feinen Körnchen rieseln. Mit dem Mundschutz bewahrt er das Kunstwerk vor den eigenen zerstörerischen Atemzügen.

Eine US-Amerikanerin hat die tibetanischen Mönchen an den Rhein eingeladen. Die Choreographin Amanda Miller leitet am Kölner Schauspielhaus die „Pretty Ugly Dance Company“. Auf einer Indienreise lernte die in North Carolina geborene Tänzerin die Mönche des tibetanischen Exil-Klosters kennen. Mittlerweile integriert sie nicht nur deren Tänze in ihre Stücke, sondern auch die frommen Männer selbst. Sie bewegen sich zusammen mit dem achtköpfigen Ensemble der Amerikanerin auf der Bühne und beten, meditieren und tanzen. Auch in ihrem neuen Projekt „Debates for Ganden II“ greifen Millers TänzerInnen in dem heute anlaufenden Stück „Inimitable“ verschiedene Elemente tibetanischer Bräuche auf. So wollen sie eine respektvolle Begegnung mit der fremden Kultur schaffen. Auch die komplizierten Mandalas sind Teil des Bühnen-Konzepts.

Schon lange setzt sich die US-Amerikanerin für die Bergregion Tibet ein, die seit Jahrzehnten von der Volksrepublik China unterdrückt wird. 2004 gründete sie die Hilfsorganisation „Art for Tibet“, die auch von der Deutschen Kulturstiftung in Berlin unterstützt wird. Damals entstand gerade das Vorgängerprojekt „Debates for Ganden“. Ihre gesammelten Erfahrungen setzt Miller ein, um die neuen Begegnungen zwischen TänzerInnen und Mönchen noch intensiver und vor allem kommunikativer zu machen. „Beim letzten Mal haben wir Fehler gemacht, die wir jetzt vermeiden wollen. Zum Beispiel trugen die Tänzerinnen kurze Beinkleider und bewegten sich auf Augenhöhe der sitzenden Mönche. Die Mönche wussten nicht, wie sie damit umgehen sollten“, so Thomas Emmert, der Dramaturg des Projekts.

Die Marke Miller hat in Köln mittlerweile einen Wiedererkennungswert: Als Choreografin setzt sie eher auf Bilder und Details. Es geht weniger darum eine Geschichte zu erzählen. „Ein Wort, das Amanda Miller nicht leiden kann ist „konkret“. Sie will zeigen, dass alles immer zwei Seiten hat und meistens alles mehr ist, als man auf den ersten Blick vermutet. Deshalb sei auch der Name „Pretty Ugly“ entstanden, sagt Emmert. Besonders geprägt wurde Miller in ihrer Kunst vom amerikanischen Tänzer und Choreographen William Forsythe. Nachdem sie ihre Ausbildung in klassischem und modernem Tanz in New York absolviert hatte, bekam sie erst ein Engagement am Chicago Lyrical Opera Ballet und dann an der Deutschen Oper Berlin. Das war ihre erste Begegnung mit Deutschland. 1984 holte Forsythe sie als Tänzerin zum Ballett Frankfurt, wo sie zwei Jahre später zur Haus-Choreographin avancierte.

Die „Pretty Ugly Dance Company“ besteht seit 1993 und wurde damals in Freiburg gegründet. Seit 2004 residiert sie am Kölner Schauspielhaus. In zweierlei Hinsicht ist Millers Truppe eine Seltenheit. Zum einen hat die Company einen Kooperationsvertrag mit dem Theater abgeschlossen und bildet damit eins der wenigen festen Ballettensembles an deutschen Theatern. Miller verpflichtet sich dafür zu einer bestimmten Anzahl von Aufführungen, behält aber ihre Autonomie. Sie darf sogar an anderen Projekten arbeiten. Zum anderen ist ihre Company eine der wenigen, die sich dem modernen Ballett widmet. Auch wenn Amanda Miller diese Kategorisierung bestimmt zu „konkret“ wäre.

20:00 Uhr, Schauspiel KölnInimitable (Premiere)Infos: 0221-22128400