Ein Stein zum Gedenken

KOLONIALHERRSCHAFT

Er soll ein Symbol sein, ein kleiner Schritt auf dem langen Weg zur Aufarbeitung kolonialen Unrechts: Der faustgroße schwarze Stein, den AktivistInnen am Freitagnachmittag in der Wilhelmstraße in Mitte niederlegten, soll an die Opfer der deutschen Kolonialherrschaft in Afrika erinnern.

Anlass war der 100. Jahrestag der Hinrichtung Rudolf Duala Manga Bells, eines in Deutschland ausgebildeten kaisertreuen Königs aus Kamerun, den die Deutschen wegen angeblichen Hochverrats erhängt hatten. Unter den rund 20 Anwesenden waren neben Bezirksverordneten der BVV Mitte und AktivistInnen verschiedener afrodeutscher Initiativen auch Nachkommen von Manga Bell. Jean-Pierre Felix-Eyoum, Großneffe des Ermordeten, empfindet die symbolische Niederlegung als späte Genugtuung: „Es ist ein erster Schritt, die koloniale Vergangenheit Deutschlands endlich aufzuarbeiten“, sagte er.

Die deutsche Kolonialgeschichte ist in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch unterrepräsentiert. Dabei war das Deutsche Reich keineswegs Nebenschauplatz kolonialer Bestrebungen, wie gern behauptet wird: Genau dort, wo am Freitag die Nachgeborenen der Opfer den Stein niederlegten, hielten die europäischen Kolonialherren vor 130 Jahren die Kongokonferenz im Reichskanzlerpalais ab und legten mit dem Lineal auf der Landkarte den Grundstein für zahllose historische und aktuelle Konflikte Afrikas. In der vielfältigen Gedenkstättenlandschaft Berlins jedoch fehlt noch immer ein zentraler Ort der Erinnerung an die Opfer kolonialer Verbrechen. FELIKS TODTMANN