Dem Ruhri seine Sendung

Eine halbe Stunde lang gehört den Einwohnern des Ruhrgebiets von heute an das Samstagnachmittagsprogramm im WDR-Fernsehen. Das Magazin A 40 erzählt Geschichten diesseits und jenseits der Ruhrpott-Autobahn

VON KATHARINA HEIMEIER

Im Ruhrgebiet trifft man ihn an der Pommesbude, der Tanke oder am Büdchen: den Ruhri. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat ihm jetzt eine komplette Sendung gewidmet. Jeden Samstag von 17.20 Uhr bis 17.50 Uhr soll der Ruhri künftig seinen großen Auftritt im WDR-Fernsehen haben.

Als Titel seiner Sendung hat sich der WDR nicht weniger als die Herzschlagader des Ruhrgebiets ausgesucht: A 40 heißt das neue Format, eine Mischung aus Hausbesuch und Magazin, das schräge Typen diesseits und jenseits der Verkehrsader porträtiert – für Ostwestfalen und Rheinländer, die über den Tellerrand gucken wollen und Ruhrgebietler, die Geschichten „von vor ihrer Haustür sehen wollen“, wie es Redakteur Christian Beisenherz ruhrpottlerisch formuliert. Ein „urbanes Lebensgefühl“ solle die Sendung vermitteln.

Ein netter Ansatz. Und das und nicht mehr ist es dann auch, was vorab von der Sendung zu sehen ist. Leider. Da ist zum Beispiel Familie Koch aus der dritten Folge, die in einer umgebauten Kirche in Herne-Horsthausen zwischen Geweihen, einer Zoolandschaft samt exotischem Tier und anderem Nippes haust. Wie um Himmels willen kann man das bezahlen? Eine Frage, die die sympathisch-frische Moderatorin Julia Schöning leider nicht stellt. Stattdessen will sie wissen, wie wichtig es den Kochs war, „den Charakter der Kirche zu erhalten?“

Oder ein anderes Beispiel – der Bericht über den Bau von Deutschlands größter Moschee in Duisburg-Marxloh. Als „Wunder von Marxloh“ wird der Bau im Beitrag bezeichnet, dazu gibt es Bilder aus einem türkischen Laden, in dem frisch gebrannte Nüsse verkauft werden.

Optimismus gehöre zum Konzept der Sendung, sagt Redakteur Beisenherz. „Wir wollten nicht miesepetrig auf das Ruhrgebiet gucken.“ Na gut. Aber die Würze fehlt doch noch ein bisschen.

Immerhin Mühe gegeben hat sich Kameramann René, der als „heimliches Auge“ durch die Wohn-Kirche der Kochs läuft und Details mit ungewöhnlichen Perspektiven einfängt. Auch in den Beiträgen setzt A 40 auf ungewöhnliche Kamerafahrten oder die modische Split-Screen-Technik. Man versuche, die Geschichten möglichst attraktiv zu erzählen, sagt Beisenherz. Deshalb die ungewöhnlichen Bildschnitte und der ausgetüftelte Einsatz von Musik – schließlich sei man anders als im normalen Tagesgeschäft nicht dem Zwang der Aktualität unterworfen.

Dieses Gefühl drängt sich beim Gucken dann auch ein bisschen auf. Da haben die ambitionierten Reporter der WDR-Studios endlich mal Platz für lange Beiträge – und was dabei rauskommt ist ein Best of der Lokalzeiten in Langfassung.

Den politischen Gedanken einer Ruhrgebietsmetropole mit Namen Ruhrstadt wolle die Sendung nicht vermitteln, sagt Beisenherz. Doch: „Wir leben alle im Ruhrgebiet und wissen, dass die Stadtgrenzen hier weniger eine Rolle spielen.“

WDR-intern allerdings hat das Format A 40 durchaus eine politisch-strategische Dimension. Es ist Teil des Regionalisierungskonzeptes, zu dem auch die neuen Lokalzeit-Ausgaben für Bonn und Duisburg gehören und soll das Ruhrgebiet als „Gegengewicht zum Rheinland“ stärken, wie Beisenherz sagt.

Dass dies dringend nötig ist – auch zur Verständigung zwischen den Regionen, zeigte sich schon beim Zuschauer-Test. Eine Glosse, bei der Autor David Rümelin nicht ganz ernst gemeinte Ausflugstipps zum Beispiel für Herne-Horsthausen vorstellt, wurde von Testsehern in Köln als seriöser Beitrag aufgefasst. Bei den Testzuschauern aus dem Ruhrgebiet kam A 40 dagegen gut an, berichtet Beisenherz. „Die haben gesagt, so seien wir im Ruhrgebiet.“

WDR-Fernsehen, Samstag, 17.20 Uhr