Faire Verschrottung

ABWRACKEN Reederei Hapag-Lloyd will ihre alten Schiffe künftig umweltverträglich und sozial entsorgen, obwohl ihr dadurch Millionen entgehen. Grüne fordern ökologische Abwrackprämie

Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd will ihre ausgedienten Frachtschiffe künftig nicht mehr auf dem Gebrauchtmarkt verkaufen, sondern umweltgerecht auf Abwrackwerften entsorgen. Eine entsprechende Änderung der Firmenpolitik habe der Vorstand beschlossen, bestätigte ein Firmensprecher am Montag. Damit wolle Hapag-Lloyd sicherstellen, dass die Schiffe nach jahrzehntelanger Fahrt nicht unter überaus fragwürdigen Umwelt und Sozialbedingungen an Stränden von Indien, Pakistan und Bangladesch enden.

Mehr als 1.000 Frachtschiffe werden Jahr für Jahr ausgemustert und abgewrackt, die meisten davon auf den Stränden des indischen Subkontinents. Die Schiffe enthalten tonnenweise Giftstoffe, von Asbest und Blei über Schwermetalle und Betriebsstoffe bis zu Chemikalien wie PCB. Nach Angaben der Organisation „The Shipbreaking Platform“ sind viele der Arbeiter noch nicht einmal 15 Jahre alt und tödliche Arbeitsunfälle an der Tagesordnung. „Wir begrüßen den Schritt von Hapag-Lloyd außerordentlich und hoffen, dass andere Reedereien ihn sich zum Vorbild nehmen“, sagte Patrizia Heidegger, die Chefin der Shipbreaking Platform.

Im vergangenen Jahr wurden in Pakistan, Indien und Bangladesch 655 Schiffe abgewrackt. Die Besitzer erhalten für eine Tonne Schrott in diesen Ländern 455 bis 470 Dollar. In China dagegen, wo die Schiffe unter Aufsicht auf Werften umweltverträglich entsorgt werden, liegt der Erlös nur bei gut 300 Dollar. Deshalb wird die anstehende umweltgerechte Entsorgung des ersten Hapag-Lloyd-Frachters „New Orleans Express“ der Reederei eine Mindereinnahme von rund zwei Millionen Dollar bescheren. Aus diesem Grund ist Hapag-Lloyd die einzige deutsche Reederei, die sich zu einem solchen Schritt entschlossen hat.

Die Grünen im Bundestag fordern deshalb schon seit längerem eine Abwrackprämie, die an ökologische Bedingungen für spätere Schiffsneubauten geknüpft werden soll. Dadurch könnten, so die schleswig-holsteinische Abgeordnete Valerie Wilms, „auch heimische Werften durch fachgerechtes Recycling profitieren“.  (dpa/taz)