hamburger szene
: MfG

Samstag Nachmittag im Bus Richtung Norden. Linie 8. Es regnet. Draußen reiht sich Baumarkt an Baumarkt. Ich bin auf dem Weg in die Peripherie – zum Babysitten. „Der Abend ist gelaufen“, denke ich mir, während der Bus am Riesen-Max Bahr auf der Bramfelder Chaussee vorbeirollt.

An der nächsten Haltestelle steigen drei Jungen ein. Nicht älter als dreizehn. Sie tragen Röhrenjeans, neonfarbene Regenjacken und reden sehr viel. Für Mädchen interessieren die sich garantiert noch nicht. Eher für Chemiebaukästen, Peter Moosleitners Interessantes Magazin PM – und für andere Abkürzungen.

„Was heißt CIA?“, ruft der Typ mit der neongelben Jacke. „Central Intelligence Agency“, sagt der mit den blonden Stoppelhaaren. Und er sagt es laut und schnell. Schnell, damit er schneller ist als der dritte Klugscheißer. Laut, damit alle anderen Fahrgäste hören können, was er für ein Klugscheißer ist. „Was heißt Nato?“ – „North Atlantic Treaty Organisation.“ „Was bedeutet MfG?“ – „Mit freundlichen Grüßen.“

Mittlerweile sind auch andere Fahrgäste in das Spiel mit eingestiegen. Jede in den Bus gerufene Abkürzung wird von den Passagieren heimlich übersetzt. Still bewegen sich Fahrgastlippen. „Was heißt CDU?“ – „Christlich Demokratische Union.“

Während ich darüber nachdenke, ob ich mit 13 auch im Stande gewesen wäre, diese Abkürzungen zu entschlüsseln ruft der Stoppelhaarige: „Was heißt ZDF?“ – „Zentrales Deutsches Fernsehen“, antworten die anderen zwei gleichzeitig. Vorne im Bus wird gelacht. PHILIPP DUDEK