Nivea läuft wie geschmiert

Die von der Stadt Hamburg verkauften Aktien tun dem Kurs von Beiersdorf gut. Der Nivea-Hersteller erzielt ein Umsatz-Rekord von mehr als fünf Milliarden Euro

Der 2005 begonnene Umbau des Nivea-Herstellers Beiersdorf hat sich ausgezahlt: 2006 übersprang der Umsatz erstmals die Fünf-Milliarden-Euro-Marke, und die Gewinne steigen. Die von Hamburg im Januar verkauften Beiersdorf-Aktien treiben zudem den Börsenkurs von Beiersdorf nach oben.

Die Hansestadt hatte 2003 Anteile für rund 1,1 Milliarden Euro übernommen, um einen Einstieg des härtesten Konkurrenten, des US-Konzerns Procter & Gamble, bei Beiersdorf abzuwehren. Damals war der Verlust von Arbeitsplätzen und Steuern befürchtet worden, sollte der ausländische Rivale das Traditionsunternehmen übernehmen. Eine auffällige Parallele zu Airbus/EADS, an dem sich die Stadt zusammen mit Bund, Bayern und weiteren Bundesländern demnächst beteiligen wird. Zeitgleich mit dem Kauf durch die Stadt hatte der hamburgische Kaffeeriese Tchibo seine Beteiligung deutlich aufgestockt. Heute hält er mit mehr als 50 Prozent die Mehrheit an Beiersdorf. Ebenfalls mit Beistand des CDU-Senats „rettete“ der Hamburger Tchibo-Tycoon und Kaffee-Milliardär Günter Herz im Dezember auch den weltweit führenden Schiff-TÜV Germanischer Lloyd vor einer feindlichen Übernahme aus Frankreich.

Diese hanseatische Industriepolitik nach französischem Muster zeitigt durchaus Erfolge. Der Beiersdorf-Umsatz stieg 2006 wechselkursbereinigt um 7,3 Prozent auf über 5,1 Milliarden Euro, der Gewinn verdoppelte sich nahezu auf 668 Millionen Euro. Dazu trugen auch Firmenverkäufe in mehreren Ländern mit bei. Die „Kriegskasse“ sei mit mehr als einer Milliarde Euro gut gefüllt, sagt Beiersdorf-Boss Thomas B. Quaas. Damit will sich der früher breit aufgestellte Kosmetiktanker auf die rasante Haut- und Schönheitspflege konzentrieren, will wie Airbus immer weniger selber produzieren und sich auf ausgesuchte Wachstumsregionen wie China stürzen. Neben der eigenen Vertriebsfabrik in Shanghai mit über 1.000 Beschäftigten liebäugelt Quaas mit dem Aufkauf des chinesischen Marktführers C-Bons.

Die Verschlankung des Konzerns soll den Anteil der Arbeitskosten am Umsatz in wenigen Jahren von 21 auf zwölf Prozent absenken. Auch wenn Quaas betont, dass es bislang „zu keinen Entlassungen“ gekommen ist, beklagt die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) den Trend, „Arbeitnehmerrechte einzuschränken“ und sich durch Outsourcing aus dem Tarifvertrag zu flüchten. Während der Umsatz von Beiersdorf in Westeuropa um 39,2 Prozent stieg, stagniert die Zahl der Beschäftigten. HERMANNUS PFEIFFER