KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

MEIKE JANSEN

Es wabert, stinkt und gluckst, so etwa stellt man sich einen künstlichen Organismus vor. Dass der in der Kunst weitaus eleganter sein kann, steht außer Frage. Nicht aber das Mysterium Organismus. Denn gerade wenn es um digitale Welten geht, in der Computer sich selbst lehren, wo beginnt da organisches und endet mechanischen Leben? Das wird sicherlich eine der Fragen sein, die bei der Performance von Robert Henke, Berlins bekanntestem Echtzeitmodellierer, aufgeworfen werden. Mit einer speziellen Technik bündelt Henke für Chroma Licht und Farbe zu beweglichen Bildern und koppelt sie mit Klängen, die auf die Bewegungen der Gäste im Raum reagieren. Der Titel Chora stammt aus der antiken griechischen Naturphilosophie des Platon und ist noch ungenauer definiert als der Organismus in der Kunst. Es ist nur klar, dass Platon die Chora der Genesis zuordnete, in der sie das „Worin“ und das „Woher“ repräsentiert. Vielleicht können wir uns am Freitag aber auch einfach einigen, dass es schön war? (21. 8., 20 Uhr, KW Berlin, Auguststr. 69)

Am Rand der Mitte geht es nicht weniger digital, allerdings eindeutig weniger verwirrend zu. Im Rahmen des Atonal Festivals fallen drei Installationen auf: eine begehbare Bühne mit einer 48-Kanal-Soundanlage, die täglich einem Act die Möglichkeit bietet, räumlich angelegte Kompositionen aufzuführen. Der mexikanische Produzent Murcof wird am Donnerstag um 18 Uhr als Erster die 4-D-Installation des Amsterdamer 4-D-Soundsystems bespielen. Es folgen am Freitag und Samstag Biosphere und Senking. Ein weiteres Highlight könnte die martialische Maschine im U-Boot-Style von Joris Strijbos und Daan Johan alias Macular werden. 16 Stahlarme rotieren heftigst um sich selbst und versprühen Licht und Lärm, was entsprechende Assoziationen abruft. Vielleicht nicht das verschrobenste Projekt, dafür mit herrlichem industriellem Getöse verbunden. Marcel Weber alias MFO ist international einer der bekanntesten Visualkomponisten Berlins. Für das Atonal agiert er aber nicht nur als Lichtmanager, er zeigt auch ein eigenes Werk auf der neuen Leinwand, die von der Bühne bis fast unter das Dach reicht (um die 16 Meter). Bekannt ist er vor allem durch die Bilder mit seiner Spezialkamera geworden, mit der er verwirrend scharfe Bilder liefert. In Zusammenarbeit mit Pedro Maia alias p.ma, der wie Weber auf Festivals wie Mutek, Unsound, ctm oder Sonar vertreten war und mit Musikern wie Fennesz, Lee Ranaldo oder Shackleton gearbeitet hat, wird mit „Mnemonic Device“ ein audiovisueller Ansatz erkennbar, in der Zeit nahezu aufgehoben wird. (21.–24. 8., 16–18 + 19–20 Uhr, Kraftwerk, Köpeniker Str. 70)