SABA FARZAN ÜBER OBAMAS GEISELBEFREIUNG IN SYRIEN
: Geringes Risiko, totales Scheitern

Die Nachricht über eine versuchte Geiselbefreiung der USA in Syrien, um zusammen mit anderen Gefangenen auch den nun bestialisch ermordeten Journalisten James Foley zu retten, war für viele überraschend; vielleicht nicht so sehr die Tatsache, dass sie leider gescheitert ist, sondern die, dass diese militärische Aktion überhaupt stattgefunden hat. Doch wer sich in den vergangenen Jahren das Verhaltensmuster des US-Präsidenten genauer angeschaut hat, sieht keinen Anlass zur Verwunderung – weder über die Entscheidung selbst noch über den Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Die Zustimmung Obamas zur Befreiung der Geiseln in Syrien passt zu einem anderen mutigen Moment seiner Präsidentschaft – die Tötung von Terroristenführer Bin Laden. Es ist jedoch nur ein scheinbarer Mut. Mit geringem Risiko wenige Soldatenleben zu riskieren, um punktuelle Erfolge zu verbuchen, bildet geradezu den Kern von Obamas politischer Philosophie „Don’t do stupid stuff“. Einige kleinere Glanzlichter an Führungswillen – bei der Bin-Laden-Aktion stellte sich der Präsident gegen einen Teil seiner eigenen Administration, der den Stützpunkt des Terroristen lediglich in Grund und Boden bomben wollte, ohne jemals den echten Beweis für seine Tötung zu erlangen – sollen darüber hinwegtäuschen, dass Obama Kompetenz und Konsistenz fehlt, eine robuste Nahostpolitik zu entwerfen.

Gegen sein Unvermögen, die Barbarei der IS-Miliz in Syrien und Irak zu beenden und den zunehmenden Zerfall des Nahen Ostens zu verhindern, möchte er wenigstens den Versuch setzen, verschleppte US-Bürger zurück nach Hause zu bringen. Zustimmung gibt Obama nur, wenn der zu zahlende Preis so gering wie möglich ist. Da darf man sich dann auch nicht wundern, wenn die Ergebnisse mehr als ernüchternd sind.

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