Der Millionär mit den Kisten

Im Besitz der Belegschaft.“ Lange Jahre stand dieser Spruch auf den Lkws des Umzugsunternehmers Klaus Zapf. Schließlich hatte er die Firma 1975 als Kollektivbetrieb gegründet. In Westberlin hatte Zapf zunächst Jura studiert. Und wie viele seiner Kommilitonen finanzierte er sein Studium mit Entrümpelungen, dazu erwarb er einen alten Ford-Transit und holte immer mehr Freunde mit ins Boot.

Als sein Kollektiv langsam zerfiel und er quasi übrig blieb, machten sie noch mit dem Fuhrpark Wahlwerbung für die Grünen. Aus dem Alternativunternehmer wurde jedoch – wie taz einmal schrieb – „kein glatter Managertyp, eher ein Firmenpatron mit der speziellen Mischung aus Liebenswürdigkeit und launigem Despotismus. Er genießt die Macht. Macht bedeutet, ‚die Klappe aufreißen können‘, oder auch die Freiheit, einen Kunden zu fragen: ‚Haste Geld? Nee? Okay. Sagen wir: ’nen Tausender für den Umzug‘.“

Zapf, der stets wie ein übergewichtiger Rocker herumlaufende Bartträger, genoss einen legendären Ruf – nicht nur wegen seiner Sympathien für die linke Szene. Zum guten Ruf des „Umzugslouis“, wie er sich nannte, gehörte auch, dass seine Möbelschlepper selbst bei komplizierten Umzügen nicht ihre gute Laune verloren.

Die negative Seite: Er „managte“ in den 90er Jahren den Umzug der Bonner Mysterien nach Berlin und leistete so dieser gewaltigen rheinischen Gentrifizierungswelle Vorschub. Dabei hielt Zapf den Regierungsumzug, „dieses ganze Hin und Her auf Kosten der Steuerzahler, für großen ‚Quatsch‘ “.

Bis er diesen Großauftrag bekam, liebte insbesondere die taz diesen unkonventionellen Millionär („Zapf auf einem Golfplatz, unvorstellbar“). Sein Geld steckte er immer wieder in die Firma, er verreiste nicht einmal damit, das überließ er seiner Frau. Klaus Zapf selbst brauchte angeblich nur 300 Euro im Monat.

Aus seinem Unternehmen hatte sich Zapf zuletzt schon zurückgezogen und viel Zeit in seiner alten Heimat verbracht. Wie viele seiner Mitarbeiter kam Zapf aus Baden-Württemberg. Dort, in Eppingen, ist er am Mittwoch an einem Herzinfarkt im Alter von 62 Jahren gestorben.

HELMUT HÖGE