Das Ding, das kommt
: Friedliche Kooperation

DAS BIERGLAS wird beim 1. Braunschweiger Bierfest mit rund 200 verschiedenen Biersorten gefüllt. Da vergisst man sogar die alte Rivalität mit der Landeshauptstadt

Rivalität zu Hannover und Tradition der Braukunst in Braunschweig – beide reichen bis ins Mittelalter

Zugegeben, die rustikalen, hölzernen Fässer lassen eine Ähnlichkeit vermuten. Doch statt Spätburgunder gibt es „Weibersud“, statt ausgewähltem Käse Asia-Gerichte und Bratwurst. „Bier ist der neue Wein“, ist Michael Solms überzeugt. Zusammen mit Theo Vagt und Martin Müller von der „DAX-Bierbörse“ in Braunschweig veranstaltet der Geschäftsführer des „GiG Linden“ in Hannover das erste Braunschweiger Bierfest. Nach ähnlichen Partys in Osnabrück und Hannover werden dieses Wochenende in der Löwenstadt auf dem Platz der Deutschen Einheit rund 200 Biersorten aus über 20 Ländern gezapft. Das mediterrane Ambiente wird ersetzt von Pagoden-Zelten, der Sommelier vom Barkeeper, verträumte Chansons weichen Live-Musik von Rock-Bands und Latin-Salsa-Klängen, außerdem wollen Vorträge und Präsentationen Hintergrundinformationen liefern. „Dabei soll sich natürlich vieles um das Bier drehen“, sagt Vagt.

Dass neben der Auswahl von Musik und Essen auch die Herkunft der Biersorten etwas willkürlich anmutet, zeigt das angebotene Sortiment: Bekanntes wie Franziskaner Weißbier (Bayern) reiht sich an internationale Besonderheiten wie Kirin Lager (Japan) oder Chili Klaus Ghost Fruchtbier (Dänemark). Auch lokale Brauereien stellen ihre Produkte bereit. Denn Solms möchte, dass alle Besucher auf ihren Geschmack kommen: „Es gibt Bierfans, die am liebsten ein Kirschbier mögen, und es gibt Bierfans, die traditionell gebraute Biere bevorzugen.“

Bei so viel Auswahl, geselliger Übereinkunft und „Völkerverständigung“ überrascht dann selbst eine Kooperation zwischen Hannover und Braunschweig nicht mehr. Ähnlich wie die Rivalität der beiden Städte reicht dabei auch die lange Tradition der Braukunst in Braunschweig bis zurück ins Mittelalter. Bereits 1627 gründete sich das noch heute aktive Hofbierbrauhaus Wolters, Mitte des 19. Jahrhunderts entstand die Feldschlößchen-Brauerei, verantwortlich für jenes „5,0“-Original-Bier, das vor allem während der Fußball-WM 2006, in Deutschlandfarben gehalten, allgegenwärtig war. Deshalb ist es zumindest fraglich, ob die „Bierfans“ nun feucht-fröhlich oder tatsächlich mit Mineralwasser für das Entspannen der Geschmacksknospen unterwegs sein werden. Ein „Trainings-Lager“ (Maschsee-Brauerei) aus Hannover in Braunschweig jedoch wird es so schnell wohl nicht mehr geben.  ARNE SCHRADER

■ 23. und 24. August, Platz der Deutschen Einheit, Braunschweig