Fässer ohne Boden

ATOMMÜLL IN BRUNSBÜTTEL

Vattenfall hat ein neues Problem. Die 631 Atommüll-Fässer in den unterirdischen Lagerstätten im stillgelegten Atommeiler Brunsbüttel sind stärker geschädigt als bisher befürchtet. Von 40 weiteren untersuchten Fässern mit schwach- und mittelradioaktivem Müll seien zehn so stark verrostet, dass sie beginnen sich aufzulösen, teilte Schleswig-Holsteins grüner Energieminister Robert Habeck am Mittwoch in Kiel mit. Anders als in bisherigen Fällen seien einige Fässer undicht und teilweise ausgelaufen. Auf einer Folie am Kavernenboden sei eine breiige Masse mit dem radioaktiven Stoff Cäsium 137 festgestellt worden, so Habeck.

Damit sind von bislang 131 untersuchten Fässern immerhin 28 beschädigt – aber 500 Fässer, die seit den 1980er-Jahren in den Kavernen unter dem AKW zwischengelagert wurden, sind noch gar nicht unter die Lupe genommen worden. Welche Probleme da drohen, ist zurzeit nicht abschätzbar. Die Kieler Atomaufsicht hatte nach der Entdeckung eines rostigen Fasses Anfang 2012 angeordnet, dass Vattenfall alle Depots mit Atommüllfässern inspizieren müsse.

Eine Vattenfall-Sprecherin versicherte, die Beton-Kavernen seien sicher. Die 1983, 1985 und 2011 eingelagerten Atomfässer seien nicht für eine langfristige Lagerung vorgesehen gewesen, sondern hätten ins niedersächsische Endlager Schacht Konrad bei Salzgitter gebracht werden sollen. Das aber ist bis heute noch nicht in Betrieb gegangen. Die Experten der Kieler Atomaufsicht können jedoch nicht einschätzen, ob dort der gesamte deutsche schwach- und mittelradioaktive Atommüll gelagert werden kann. Denn auch mehr als 120.000 Fässer mit Atomabfällen aus dem unsicheren Zwischenlager Asse bei Braunschweig sollen dort untergebracht werden.

Von Vattenfall fordert Habeck nun bis Ende September ein neues Bergungskonzept, um die Fässer „schnellstmöglich“ aus den Kavernen zu holen und den Inhalt in endlagerfähige Container umzufüllen. Die Bilder aus den Kavernen zeigten deutlich, dass die Gefahren und die Dauer der Zwischenlagerung stets unterschätzt wurden, sagt Habeck: „Es wird eine Endlagerstätte für stark radioaktives Material gesucht, die eine Million Jahre halten soll, und wir schaffen es nicht einmal, schwach radioaktivem Müll für 30 Jahre sicher zu bewahren.“  SMV