Mehr Platz fürs Carsharing

AUTOS Die Stadt plant 35 neue Carsharing-Plätze: in Findorff, Schwachhausen, Mitte und in der Neustadt. Bremen-Nord wird davon vorerst nicht profitieren – laut Verkehrsressort wegen zu geringer Nachfrage

„Carsharing kommt in der Normalität an und erreicht nicht mehr nur die Oberökos“

Michael Glotz-Richter, Referent im Verkehrsressort

Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) will Carsharing in Bremen ausbauen. Deshalb soll es bis zum kommenden Frühjahr 35 neue Parkplätze geben, die dann Carsharing-Anbieter pachten können.

Carsharing-Anbieter stellen verschiedene Automodelle zur Verfügung, die man stundenweise mieten kann. Für immer mehr Menschen werden sie somit zum günstigeren Auto-Ersatz: In Bremen und Bremerhaven nutzen nach Informationen von Radio Bremen mittlerweile mehr als 10.000 Menschen die gemeinsamen Autos. Bis 2020 sollen es nach dem Wunsch des Verkehrssenators doppelt so viele sein. „Carsharing kommt in der Normalität an und erreicht nicht mehr nur die Oberökos“, so Michael Glotz-Richter, Referent im Verkehrsressort und zuständig für den Bereich„Nachhaltige Mobilität“.

Senator Lohse möchte vor allem die Anzahl der Autos in der Bremer Innenstadt reduzieren und somit dem Parkplatzmangel entgegenwirken. 37 Prozent der Carsharing-Nutzer würden nach einem Jahr ihr Auto abschaffen, so Glotz-Richter. Bis 2020 sollen so mindestens 6.000 Autos ersetzt werden. Die neuen Parkplätze sollen in Findorff, Schwachhausen, Mitte und Neustadt entstehen.

Jörg Kastendiek, Sprecher der CDU-Fraktion für Wirtschaft und Tourismus, ärgert sich, dass Parkplätze erst mal nur für zentrumsnahe Stadtteile geplant sind. „Ein Carsharing-Angebot kann in Bremen-Nord genauso erfolgreich sein.“ Man müsse ein marktgerechtes Angebot konzipieren, das auf die Soziostruktur von Bremen-Nord abgestimmt sei. Laut Glotz-Richter wird Carsharing in Bremen-Nord schlicht weniger nachgefragt. Bei der Planung habe man sich im Ressort von der Frage leiten lassen: „Wie kriegen wir es hin, dass der Betreiber auch da hin möchte, wo wir die Parkplätze bauen?“

Kastendiek kritisiert, in anderen Städten funktioniere Carsharing deutlich besser als in Bremen. So sei das Konzept „Car to go“ zum Beispiel in Bremen entwickelt worden, werde nun aber vor allem in Hamburg ausgebaut. Bei diesem Konzept werden die Miet-Autos irgendwo in der Stadt abgestellt, Mieter findet das nächstgelegene Fahrzeug etwa mit einer Smartphone-App.

Im Ortsamt Vegesack sehen die Positionen anders aus. Detlef Scharf, Sprecher der CDU-Fraktion, bezweifelt, dass die Nachfrage nach Carsharing in Bremen-Nord groß ist: „Viele Pendler fahren mit dem Zug, deshalb rentiert sich das hier vielleicht gar nicht so.“ Volker Beringer von der SPD-Fraktion hingegen sagt, mehr Carsharing-Plätze für Bremen-Nord seien notwendig. „Der Bedarf ist da, viele würden sich freuen.“

Langfristig soll Carsharing tatsächlich auch in Bremen-Nord ausgebaut werden: Im November vergangenen Jahres habe die Bürgerschaft einstimmig beschlossen, Carsharing auf das ganze Stadtgebiet auszudehnen, so Glotz-Richter. Für Gröpelingen und Burglesum gebe es beispielsweise schon Planungsansätze. Diese könnten aber frühestens 2015 realisiert werden.

CATIANA KRAPP