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: Wenn auch auf einer Subebene

Vor lauter Verhandlungen über die neue und die alte „Spex“ haben wir das „Intro“-Lesen fast vergessen – ein großer Fehler!

„Lange fällige Erneuerung“, „unglücklich agierende Kölner Redaktion“, „berüchtigte Schreibe“ – das hat in letzter Zeit nur die von Köln nach Berlin umgezogene Musikzeitschrift Spex um die Ohren gehauen bekommen. Im Schatten der Kontroverse um Ende und Neustart der Spex hat sich bei der Umsonst-Konkurrentin Intro indes nichts getan. Zum Glück! Denn auf Interviews wie etwa das aus der März-Ausgabe mit Blumfeld-Sänger Jochen Diestelmeyer möchte man nicht verzichten.

Geführt haben es die Schwestern Sandra und Kerstin Grether, denen der Hinweis wichtig ist: „Obwohl wir das Interview zu zweit machen, stellt jede ihre eigenen Fragen an ihn.“ Und dieser Hinweis ist tatsächlich wichtig, weil man ja sonst gedacht hätte, die beiden würden auf Handzeichen Luft holen und dann synchron fragen. Leider sind die Fragen („Wie geht’s dir so?“) im Folgenden dennoch nicht zugeordnet. Aber durch ein wenig biografische Hintergrundrecherche lässt sich problemlos herausfinden, wer diese Frage gestellt hat: „Gut, dann lass uns über die Rezeption reden, vielleicht kommen wir ja später noch mal genauer auf einzelne Songs zu sprechen. Ich habe mich schon bei den ersten Alben ‚Ich-Maschine‘ (1991) und ‚L’Etat Et Moi‘ gefragt – nicht zuletzt 1994 in meinem Spex-Artikel, wenn auch da auf einer Subebene –, warum Blumfeld in der Öffentlichkeit fast ausschließlich als ‚vergeistigte Band für Studenten‘ wahrgenommen werden. Denn das waren ja doch sehr verzweifelte und drastische und auch klare Lieder! Das Individuum, das sich darin so durchrockt, findet seine Stimme ja vor allem, um Schmerz und Erkenntnis zu formulieren.“ (Kerstin)

Schön auch die Antwort von Jochen Diestelmeyer: „Genau! Das sehe ich auch so. Das habe ich auch immer so gesehen. (…)“

Doch nicht alle Antworten in Intro-Interviews sind redundant. Manche ergänzen sich auch um wichtige Informationen. Klaus Walter kann in seinem Gespräch mit John Pugh von der New Yorker Band !!! dem Musiker zum Beispiel entlocken: „Ich bin aufgewachsen mit Oldies und Motown.“ Später legt Pugh nach: „Wir sind aufgewachsen mit Michael Jackson, Run DMC, James Brown …“ Und weil das dann doch etwas verwirrt, lässt sich Walter von Gitarrist Mario Andreoni aufklären: „Wir sind aufgewachsen mit Soul, Led Zeppelin, Hendrix, wir haben ein breites Spektrum, Coltrane, Sun Ra, alles, was mit Risiko zu tun hat.“

„Ein Fall von extended Spektrum“, stöhnt Walter zum Schluss. Das sehen wir auch so. Oder um es mit Jochen Diestelmeyer zu sagen: Das haben wir auch immer so gesehen. HPI